Zeitreise in mein FSJ
Als ich 2015/16 in Mazabuka mein FSJ gemacht habe, kam natürlich die Frage auf, ob ich denn vorhabe wieder zurück zukommen. Am Liebsten natürlich, ob ich “for good“, sprich für immer, nach Sambia zurück kehre.
Nun endlich, dieses Jahr, im Februar, habe ich es hinbekommen ein wenig Geld zusammenzusuchen, einen Flug zu buchen und zu überlegen was ich wohl wem mitbringe und was ich zu dieser Jahreszeit packen muss. Das Wetter hat mich trotzdem überrascht. Gestartet bei um die 0 Grad in Frankfurt, landete ich bei schwülen Temperaturen einen Tag später in Lusaka. Die Luft war wie im Schwimmbad, dachte ich zuerst, irgendwie ungewohnt. Genau wie die Gerüche im ersten Moment.
Lusaka kam mir auch sofort anders vor als 2015. Erstens, natürlich, hatte ich nicht denselben Kulturschock wie damals -ich hatte schließlich alles schon einmal gesehen. Aber es hatte sich verändert, diese so vollgepackte Hauptstadt. Keine Straßenverkäufer mehr, keine qualmenden Müllberge an jeder Ecke. Ich redete mit einem Taxifahrer darüber. Er lachte. Es ist wegen Cholera, meinte er. Weil der Krankheitsausbruch dieses Jahr so schlimm gewesen war, hatte die Regierung das Militär angeheuert die Straßen sauber zuhalten. Schien zu funktionieren.
Auch Mazabuka, die Stadt in der ich mein Jahr verbrachte, sah auf den ersten Blick seltsam aus -wie als würde ich bloß durch ein Fenster blicken. Die erste Begegnung mit meiner Familie und meinen Freunden, wieder der erste Schritt über die Türschwelle, wieder das erste Mal Minibus fahren oder mit einem Eimer Wasser duschen -es fühlte sich alles an, als wäre ich bloß eine Schlafwandlerin.
Schließlich war alles dann doch irgendwie als wäre ich niemals weg gewesen. So viele Leute erinnerten sich an mich, ich war wirklich erstaunt. Ganz ganz schnell schlich sich der Alltag wieder ein. Ich hatte zwar vor noch ein bisschen Ferien zu machen, aber die zwei Wochen, in der ich in meiner Gastfamilie verbrachte, waren einfach als wäre ich gestern erst gefahren und heute wieder gekommen. Es war wirklich wie eine kleine Zeitreise zurück nach 2015.
Ich war sofort wieder die kleine Chileleko. Kein Stück älter geworden.Die immer noch Punkt sieben Uhr zuhause sein musste. Keine Chance. Unter Mamas Dach war ich immer noch genauso Kind wie vor zwei Jahren.
Viele Leute hatten sich verändert, manche gar nicht. Besonders die Kinder waren alle plötzlich so groß. Meine Nichte, die geboren wurde, als ich dort war, konnte nun rumrennen und sprechen. Erst da merkte ich, dass doch etwas Zeit vergangen war. Nicht nur diese Kinder waren älter geworden, auch ich.
Ich merkte, dass ich die ersten Tage sehr vorsichtig war. Wasser abkochen, Hände waschen, kein rohes Gemüse essen, unter einem Mückennetz schlafen. Es war nicht wie im Laufe des Jahres, wo mir das alles irgendwann egal war und ich mich soweit angepasst hatte. Und auch meine Freunde dort hatten sich verändert, gingen plötzlich alle studieren und meine Schwester hatte ein Kind bekommen. Sie erzählte mir alles, wie spannend die Schwangerschaft und die Geburt gewesen war und wie es jetzt ist, gleichzeitig Mama zu sein und das Abitur nachzuholen. Es gab viel zu erzählen. So saß ich die ersten Tage viel herum, drinnen und draußen, begleitete Freunde zum Markt und wieder zurück und tat nicht viel außer quatschen und genießen und ein bisschen hier und da mit anpacken.
Natürlich musste ich auch diverse Besuche abstatten, weil ein paar Familienmitglieder mittlerweile in anderen Städten wohnten. So fuhr ich zum Beispiel ein Wochenende nach Chikuni, einem sehr sehr kleinen gepflegten Ort mitten im sambischen Busch. Vor lauter Regen durchpflügte unser Taxi tiefe Pfützen und wir verbrachten das Wochenende nahe dem Holzkohlefeuer.
Ich hatte, bevor ich geflogen war, ein bisschen Angst, alles würde vielleicht anders sein, Erinnerungen zerstört oder meine Erwartungen enttäuscht. Aber das war nicht so. Sambia empfing mich mit offenen Armen, genau wie die Leute dort. Eine Freundin ließ fast ihr Baby fallen, als sie mich unerwartet wieder sah. Mein Bruder schrie vor Freunde, weil er nicht glauben konnte, dass ich wirklich vor ihm stand. Und ich konnte es ehrlich gesagt auch lange nicht glauben.
Erst nach hundert Mal sambische Luft atmen, Gospelmusik hören, nachts dem Regen auf dem Wellblechdach lauschen und den Sonnenbrand in meinem Nacken spüren, wusste ich, dass ich wirklich, wirklich wieder da war.
Ausleben und Einleben
Zwei Welten stoßen aufeinander, wenn ich an die Wochen des Abschieds und der Ankunft denke. Die Wochen, in denen sich Sambia und Deutschland irgendwie überschnitten haben und ein Gefühlschaos in mir ausgebrochen ist, ein Gefühlschaos voller Gegensätze: Traurigkeit, Freude, Panik, Angst, Aufregung, Stress, alles auf einmal. Der Abschied in Sambia ist mir überraschend schwer gefallen. Ich hätte zu Anfang des Jahres nie geglaubt, dass ich so sehr ankommen würde. Dass ich mich in einem Jahr so heimisch auf der anderen Welthalbkugel fühlen würde. Dass ich, wenn ich an Deutschland denken würde, gar nicht mehr wissen würde, warum ich dahin überhaupt noch zurückfliegen sollte: Ich hatte doch jetzt hier, in Sambia, alles, was ich brauchte. Tränen sind geflossen, ich bin noch einmal richtig krank geworden, mein Kreislauf und meine Gefühle sind Achterbahn gefahren und die letzte Woche in Sambia war wie ein (Alb-)Traum: Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich das alles hinter mir lassen würde. Genießen war nicht mehr: Ich sah immer vor Augen, dass es das letzte Mal war: Das letzte Mal Messe feiern, das letzte Mal arbeiten gehen, das letzte Mal meine Freunde besuchen. Wie kann man das letzte Mal genießen? Die Menschen haben mir den Abschied besonders schwer gemacht, weil sie mir gezeigt haben, wie sehr sie mich schon in ihr Leben eingegliedert hatten. An meiner Abschiedsfeier hat meine Small Christian Community ein total schönes Video mit Bildern, die während des Jahres entstanden sind, gestaltet. Außerdem sind sowohl meine große Schwester aus Monze als auch aus Lusaka angereist um mir Tschüss zu sagen. Wir hatten die letzten Tage also ein volles und lebendiges Haus, was total schön war. Zum Abschied habe ich dann etwas ganz Tolles bekommen: Ein sambisches Trikot mit meinem Tonganamen auf dem Rücken! Ich war so stolz, dass ich es sogar auf dem Flug angezogen habe. Als ich mich von meiner Familie verabschieden musste und schließlich auf dem Weg nach Lusaka war, Mazabuka hinter mir gelassen, fühle ich mich, als hätte ganz Sambia mit mir Schluss gemacht: Es war Vergangenheit. Ich hatte mich in Sambia verliebt und nun flog ich wieder zurück „nach Hause“. Wie konnte ich nach Hause fliegen, wenn doch jetzt mein Zuhause in Sambia war? Als ich im Flieger saß, wusste ich immer noch nicht, worauf ich mich freuen sollte. Ich hatte vergessen, worauf ich mich das ganze Jahr immer gefreut hatte. Sambia war noch zu präsent, Deutschland schon viel zu weit weg. Mich stresste jeder Gedanke an das, was nun vor mir lag.
Meine Zeit wieder in Deutschland lief langsam an, doch Tag für Tag zurück in der „Heimat“ freute ich mich mehr, wieder hier zu sein. Es gab so viele Dinge die ich schon so lange nicht mehr gemacht hatte und wo ich schon ganz vergessen hatte wie gerne ich dieses und jenes tue. Endlich wieder deutsch reden. Endlich wieder Auto fahren. Endlich wieder in die Stadt shoppen gehen ohne alle zwei Meter angesprochen zu werden. Endlich wieder abends unterwegs sein ohne einen strengen Blick von den Eltern zu bekommen. Ich konnte kaum schlafen, weil es einfach bessere Dinge zu tun gab. Ich genoss es, keine Teller zu spülen, keine Kleider mit der Hand zu waschen und nicht jeden Tag zwei Mal das Haus zu fegen. In den ersten Tagen war ich so beschäftigt, wieder „deutsch“ zu werden, dass Sambia ziemlich in den Hintergrund rückte. Ich hatte Angst, dass ich das Jahr einfach vergessen würde. Dass ich morgens aufwachen und denken würde, dass alles nur ein großer Traum gewesen wäre.
Wieder prallten Gegensätze aufeinander: Es war für mich so schwer gewesen Sambia zu verlassen, aber ich war auch so glücklich wieder in Deutschland sein zu dürfen. Wie konnte das sein?
Zum Glück wurde nach und nach alles wieder Alltag und ich konnte Sambia mehr vermissen und wertschätzen. Ich vermisste die Spontanität der Menschen, einfach mal bei Freunden vorbeizuschauen ohne sich Tage vorher zu verabreden. Ich vermisste es, mit meinem Bruder so laut Musik zu hören, dass wir den ganzen Compound beschallen und dabei zu tanzen. Ich vermisste die schönen Sonntage mit meiner Schwester nach der Messe, wo wir das ganze Haus für uns alleine hatten. Ich vermisste unser Nachbarskind, das immer meinen Namen durch den ganzen Garten gebrüllt hatte, bis dass ich endlich kam und mit ihr spielte. Ich würde das Jahr nicht vergessen. Ich würde es weiterleben und mit meinen deutschen Freunden und meiner Familie teilen. Ich hatte über 2000 Fotos und Videos, ich hatte Geschichten und Erinnerungen, so viele, dass ich Wochen hätte durchreden können. Und überraschender Weise waren so viele Menschen interessiert an dem, was ich erlebt hatte. Auch wenn manchmal das Verständnis falsch oder nicht da war. Das konnte ich ja immer noch ändern. Dazu war ich ja wieder hier.
Ich will dem EWE ganz herzlich für dieses Jahr danken. Ich hätte nie eine bessere Entscheidung treffen können, als nach Sambia zu fliegen. Ganz sicher war es eins der besten Jahre meines Lebens mit so vielen Erfahrungen und Erlebnissen. Vielen Dank!
Helen Hermens
Immer wieder stolpere ich über neue Dinge, die entdeckt werden wollen
Mir kommt es vor wie Gestern als ich den letzten Bericht geschrieben habe, trotz dass wieder einmal so viel in den paar Monaten passiert ist und ich wieder einmal so viel Neues gelernt habe. Man darf hier nie denken „so, jetzt weiß ich über alles Bescheid, jetzt bin ich eine echte Sambierin.“ Immer wieder stolpere ich über neue Dinge, die entdeckt werden wollen und treffe neue Menschen, die mir neue Geschichten erzählen.
So letztens zum Beispiel als ich mich auf den Weg zum Singen gemacht habe. Wir haben uns jeden Nachmittag vor Ostern getroffen um für das Easter Festival, einem Nachmittag für die Chöre in den Small Christian Communities, zu proben. Auf dem Weg zu dem Treffen ist mir ein älterer Herr begegnet, der nicht wie sonst viele mir einfach nur „Mzungo“ hinterhergerufen oder mir ein nächstes „How are you?“ an den Kopf geworfen hat. Er hatte einen Maiskolben dabei, hat ihn in zwei Hälften geteilt und mir eine Hälfte angeboten. Und so sind wir zusammen ein Stück gegangen. Er fand es super, dass ich das Tongawort für Maiskolben „Popgwe“ kannte und wir haben uns wirklich nett unterhalten: Über Politik und die anstehenden Wahlen im August, die schlechte Regenzeit und er hat mir verkündet, dass „Sambia ja so ein friedvolles Land ist“, wie es mir schon viele zuvor gesagt haben. Ja, das sehe ich genauso, doch manchmal zweifele ich ein bisschen an dem berühmten Slogan „One Zambia one Nation“, mit dem jeden Abend die Nachrichten beginnen. Das liegt vor allem an den vielen kleinen Stämmen in Sambia und den vielen (74!) unterschiedlichen Sprachen. Da ist es manchmal ganz schön schwer ein Land zu sein, besonders in der Zeit vor den wirklich sehr wichtigen Wahlen. Sambia hat gerade ein paar Laster zu tragen. Unsere Währung verliert an Wert. Die Regenzeit war sehr trocken, sodass der Mais nicht ordentlich wachsen konnte. Geplante Stromausfälle (das bedeutet, dass jede Stadt einen Plan bekommt, auf dem steht an welchem Wochentag um welche Uhrzeit es keinen Strom gibt) und somit Wasserausfälle gehören zum Alltag dazu. Die Sambier sind deswegen alle sehr gespannt auf die Wahlen im August. Wird sich dann endlich etwas verbessern? Man kann bereits jetzt schon die Spannung in der Luft spüren. Zu schade, dass ich im August wieder in Deutschland sein werde. In Deutschland, wo man irgendwie überhaupt nichts davon hört, dass der Kwacha gerade eine ziemliche Kriese hat oder dass sich so viele Menschen Sorgen um ihr Hauptnahrungsmittel machen. Das ist schon sehr komisch wenn ich daran denke, weil Sambia nun meine zweite Heimat ist und plötzlich so viel wichtiger als jedes andere Land, was andauernd in den deutschen Nachrichten ist.
Was ich außerdem Neues kennengelernt habe, ist Ostern. Ich habe immer gedacht, ich kenne Ostern. Ja, deutsches Ostern vielleicht mit einer andächtigen Osternacht und ein paar buntgemalten Eiern die ein Hase versteckt (schon ein seltsamer Brauch, wenn man mal darüber nachdenkt). Aber ich kannte bis dieses Jahr nicht das sambische Ostern, ein so beschäftigtes Fest mit so viel Hingabe und Glauben und Freude. Palmsonntag sind wir alle unter Singen mit mannsgroßen Palmwedeln zur Kirche gelaufen. Gründonnerstag hatten wir eine Messe mit so vielen Gesängen. Karfreitag haben die Jugendlichen den Kreuzweg nachgespielt: Mit echten Kreuzen an denen die Jungs wirklich aufgehängt wurden und so viel Dramatik, dass ich echt das Gefühl hatte, das erste Mal den Kreuzweg richtig verstanden zu haben. Und dann die Osternacht. Ich habe noch nie in meinem Leben (selbst nicht hier in Sambia) so eine Messe erlebt. Es war zuerst sehr feierlich mit den vielen Kerzen in der Kirche. Und dann war die Atmosphäre schließlich voller Freude als Jesus Auferstehung verkündet wurde. Ich habe gedacht, Jesus höchstpersönlich kommt zur Kirche hereinspaziert, so sehr haben die Menschen gefeiert, getanzt, gesungen und geschrien. Es war wirklich fantastisch. Ich habe bereits meiner Familie gesagt, dass ich, wenn ich Sambia wieder besuchen komme, auf jeden Fall Ostern kommen werde.
Die Geschichten die ich sonst hier oft mithöre oder erzählt bekomme, handeln regelmäßig von Hexen, Schlangen, bösen Geistern und dem Teufel. Natürlich habe ich darüber schon von Vorfreiwilligen gehört, aber zu sehen, wie ernst viele Menschen diese Geschichten nehmen, hat mich trotzdem überrascht. „Ich glaube nicht daran, aber es ist da.“ Diese Aussage habe ich schon oft gehört. Zuerst war ich ein bisschen verwirrt. Wenn man an etwas nicht glaubt, dann ist es doch auch nicht da, oder? Dann aber habe ich verstanden, was mit „Glauben“ gemeint ist. Glauben in diesem Falle heißt so etwas wie „Anbeten“ „Verehren“ oder „Unterstützen“. So „glauben“ viele an Gott oder an den christlichen Glauben, jedoch nicht an Zauber und Witchcraft. Lustige Missverständnisse tauchen so immer wieder auf. Zum Beispiel war letztens ein weißer, etwas älterer Mann in einem Dorf unterwegs. Er hatte zufällig ein bisschen Bart und anscheinend ein weißes Gewand an, denn plötzlich wurde er von allen als der wiederauferstandene Jesus gehalten. Dazu wäre es in einem deutschen Dorf sicherlich nicht gekommen.
Eine immer noch große Herausforderung für mich ist die Sprache: Tonga hier in Mazabuka. Ich muss immer wieder feststellen, dass Englisch vielleicht die Landessprache ist, doch die Menschen untereinander eigentlich nie Englisch reden. Wenn ich manchmal mit Freunden unterwegs bin, bekomme ich nur Brocken von dem mit, über das sie reden und dass ist manchmal echt schade, weil ich es so gerne verstehen würde! Ein paar Dinge sind mir aber natürlich schon vertraut und es ist immer schön zu sehen, wie sich jemand freut, wenn man auf dem Markt einkaufen geht und nach dem Preis auf Tonga fragt: „Mali nzi?“. Ich habe aus der Schule wo ich zurzeit arbeite ein Tonga-Englisch Wörterbuch bekommen, was mir wirklich sehr hilft. Darin stehen auch Tonga Sprichwörter und ich fand es sehr interessant zu sehen, wie sehr die Umgebung und die Kultur Sprichwörter beeinflusst. Zum Beispiel ist unser „der frühe Vogel fängt den Wurm“ auf Tonga „Injombe ntaanzi njinywa meenda mabotu“, wörtlich übersetzt: „Der erste Elefant trinkt das sauberste Wasser.“ Auch die Familiensituation und das Gefühl von Familie drückt sich perfekt in der Sprache hier aus. Hier in Sambia stehen alle Türen jederzeit jedermann offen. Alle werden mit in die Familie aufgenommen und wenn meine Mutter mir jemanden als meine Tante vorstellt, dann ist das nicht unbedingt die Schwester meiner Mutter oder meines Vaters, sondern vielleicht auch die Cousine oder die angeheiratete Großtante. So gibt es in Tonga zum Beispiel gar kein Wort für Cousin oder Cousine, es gibt nur Bruder und Schwester. Das Wort für „Tante“ in Tonga „Baama Bamwi“ wird wortwörtlich mit „meine andere Mutter“ übersetzt. Ich finde, dass zeigt wie offen und herzlich die Menschen hier sind. Und das erfahre ich immer wieder.
Ich kann gar nicht glauben, dass ich meinen nächsten Bericht schon in Deutschland verfassen werde. Ich bin doch gerade erst angekommen! Ich habe mich doch gerade erst eingelebt und das Essen, die Menschen, das Klima, die Stadt lieben gelernt. Ich glaube, egal wie viele Berichte, Fotos und Eindrücke ich vor meinem Jahr von anderen Freiwilligen und auf den Vorbereitungsseminaren bekommen habe, ist dieses Jahr doch ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Vor allem jedoch hätte ich nie gedacht, dass ich es so schwer finden würde, Mazabuka wieder zu verlassen. Zum Glück habe ich noch knapp drei Monate!
Spirituelle Adventszeit
Irgendwie vermisse ich die deutsche Adventszeit schon –mit Adventskalender, Nikolausfest, Plätzchen backen, Weihnachtsmarkt, Schnee, Geschenke kaufen, überall Beleuchtung und Kerzen und Weihnachtslieder im Radio. Denn hier merkt man von alledem nichts. Es ist kein bisschen kalt, es gibt keinen Weihnachtsmarkt und die meiste Adventsstimmung bekomm ich noch im Supermarkt wo die Gänge mit Lametta geschmückt sind und Weihnachtslieder laufen. Keine Printenmänner und Lebkuchen schon Oktober in den Regalen, keine Weihnachtsbeleuchtung, keine überfüllte Stadt, weil alle Geschenke kaufen. Stattdessen wird hier mehr auf den eigentlichen Grund von Weihnachten geschaut: Jesu Geburt. Deswegen ist Adventszeit kein Rummel um Geschenke, keine Neuinterpretation zum Vorteil für die Geschäfte und Geldmacherei, kein Stress. Adventszeit ist das Warten auf Jesus Geburt. Deswegen ist die Kirche in Lila geschmückt (die Farbe des Advents), es gibt dort einen Adventskranz und die Leute gehen zu sogenannten „Retreats“, wo man zusammen betet und spirituelle Vorträge gehalten werden. Eigentlich ja viel schöner als der ganze Trubel und die Hetze vor Weihnachten. Eigentlich doch viel entspannter und so, wie Weihnachten ursprünglich auch sein sollte bevor der Kapitalismus einen Vorteil aus dem Fest gezogen hat. Aber ich als deutsches Mädchen vermisse die typische Stimmung im Advent trotzdem. Neben dem Geschenkestress haben wir ja doch schöne Traditionen in Deutschland, wie der Weihnachtsbaum, die Weihnachtslieder und das Plätzchenbacken. Deswegen habe ich hier vor ein paar Wochen schon angefangen Plätzchen zu backen –die nach ein paar Tagen schon aufgegessen waren. Ein bisschen deutsche Weihnachtskultur kann ich so auch hier nach Sambia bringen. Andererseits erfahre ich, was die Jugendlichen hier zu Weihnachten machen: Am Sonntag fand nämlich eine Art Wettbewerb zwischen den unterschiedlichen Gruppen innerhalb der Gemeinde statt und zwar im Weihnachtslieder singen. Wir haben uns in unserer Gruppe die Wochen vorher jeden Tag getroffen und Tongalieder einstudiert, dazu bestimmte Schritte und Bewegungen und natürlich mi Trommeln. So werden Weihnachtslieder hier aufgeführt. Nicht einfach nur Singen, nein. Es wird getanzt und getrommelt und geklatscht bis man müde ist. Die Performances waren echt super! Die Bühne haben die Priester und Schwestern eröffnet die zusammen gesungen haben und dann kamen die kleinen Gemeinden. Manche waren so gut, dass das Publikum total gefeiert hat. Leute sind aufgesprungen und auf die Bühne gerannt und haben mitgetanzt und ihre Tücher in der Luft geschwungen. Es war echt eine super Atmosphäre und man hat den „Weihnachtsspirit“ in der Luft gespürt. Unsere Gruppe hat auch einen sehr guten Auftritt hingelegt und wie schon beim ersten Mal Tonga singen waren die Leute überrascht und angetan, dass ich als Deutsche in ihrer Sprache mitsinge. Meine Eltern waren sehr stolz und das war ich dann auch. Dieser Tag hat mir gezeigt, was doch das Wahre und Schöne an Weihnachten ist. Zusammenkommen um gemeinsam zu Singen, zu Tanzen, Spaß zu haben und zu genießen, dass bald Weihnachten ist. Ja und dann Weihnachten selbst. Ich habe vorher natürlich fleißig mit meiner Schwester Plätzchen gebacken (die Mama dann versteckt hat damit sie niemand vor Weihnachten isst) und sowieso wurde so viel Essen eingekauft, gekocht und gebacken, dass ich ganz erstaunt war. Wir haben Scons gebacken, Pudding gekocht, es gab verschiedene Säfte und Softdrinks, wir haben Fisch gebraten, verschiedenes Gemüse zubereitet und und und. Man hat echt gemerkt, dass was Besonderes bevorstand. Und dann habe ich mir extra für Weihnachten ein Kleid nähen lassen, was ich Heiligabend dann abgeholt habe. Fleißig wurde dann vor der Abendmesse gewaschen und gebügelt und sich herausgeputzt und ich war schon ganz aufgeregt wie die Christmette wohl wird. Es war dann echt sehr schön in der Messe. Die Stella-Kinder, wo meine Schwester auch zugehört, haben getanzt. Sie hatten alle weiße Kleider an und Glitzer auf den Armen und beim Gloria und Halleluja haben sie sich in den Mittelgang gestellt und getanzt. Sowieso war es total feierlich, der Chor hat die Lieder geschmettert und alle Leute haben mitgeklatscht und mitgetanzt. Da hat man gespürt, dass Weihnachten ist. Nachher als wir nach Hause kamen, war sogar ein kleiner Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufgebaut und ein Krippenbild aufgestellt. Und es gab so viel gutes Essen, dass wir alle satt und glücklich und sehr spät in die Betten gefallen sind. Einmal Weihnachten hier so ganz anders und doch ähnlich wie in Aachen zu feiern war deswegen auf jeden Fall ein Erlebnis wert. Das Weihnachtsgefühl war trotz der sommerlichen Temperaturen irgendwie da.
Sich einleben und die deutsche Note hinzugeben
Es ist schon ein bisschen seltsam. Seit ich hier in Sambia bin, scheinen die Uhren anders zu ticken und damit meine ich nicht nur die „sambische Zeit“. Wenn ich auf die knapp drei Monate zurückschaue weiß ich vielmehr nicht, ob mir das länger oder kürzer als drei Monate vorkommen soll oder wie lange einem überhaupt und normalerweise drei Monate vorgekommen sind. Wahrscheinlich weil diese Zeit so erlebnisreich war, womöglich die erlebnisreichste Zeit bisher in meinem Leben. Als ich vor ein paar Jahren beschlossen habe auf jeden Fall nach der Schule ins Ausland zu gehen, wollte ich zunächst nur für ein halbes Jahr fort aus Deutschland. Ein Jahr weit weg von meinen Liebsten, das kam mir so unglaublich lange vor. Ich habe gedacht, sich in ein anderes Umfeld einzuleben, das dauert doch nur ein paar Wochen und ein halbes Jahr ist genug Zeit um eine andere Kultur kennenzulernen. Wie falsch ich doch lag! Ich wollte immer, dass Dinge schnell gehen, dass ich schnell hier ankomme, schnell Tonga lerne, schnell genauso gut Nshima kochen kann, schnell eine echte Sambierin werde. Da musste ich aber enttäuscht werden. Hier laufen viele Dinge langsam. Deswegen war die erste Sache, die ich lernen musste nicht die Sprache oder das Kochen sondern geduldig zu sein, besonders mit mir selbst. Ich bin nun mal eine Deutsche und ich brauche meine Eingewöhnungszeit. Das mussten nicht meine Familie und Freunde verstehen (die sind alle sehr geduldig mit mir), sondern das musste ich akzeptieren. Und Schritt bei Schritt lernte ich auch, Schritt bei Schritt nahm ich das Leben in meiner Familie und meiner Arbeitsstelle an und gab meine persönliche Note dazu.
So ist es nicht nur so, dass ich die Leute auf der Straße in Tonga begrüßen kann, denn auf der anderen Seite kann meine Familie mich auf Deutsch zurückgrüßen. Morgens kommt meine Mutter zum Beispiel ins Zimmer und sagt „Guten Morgen Chile“ und ich sage“ Mwabuka buti?“ und sie antwortet „Kabotu“ (das ist der Gruß am Morgen in Tonga). Das Beste daran ist aber, dass sie auch meine Schwester im Nachbarzimmer mit „Guten Morgen“ weckt. So lebt meine Kultur auch ohne mich hier weiter, genauso wie ich vorhabe all diese Erfahrungen später in Deutschland zu teilen. Noch besser ist dann aber, wenn meine Schwester meine Mutter in ihrer deutschen Aussprache verbessert. „Mama das wird Guten Morgen ausgesprochen! Du sagst es falsch!“ Das ist doch mal Kulturaustausch auf Augenhöhe.
Dieser Kulturaustausch lässt sich auch sehr gut an meiner Arbeitsstelle finden. Ich bin zurzeit in einer Behindertenschule tätig und hier habe ich noch kein Mal erlebt, dass die Kinder „Mzungo“ rufen wenn sie mich sehen. Mzungo bedeutet, dass ich eine Weiße bin und ich mag es gar nicht, wenn ich über die Straße gehe und die Kinder dieses Wort rufen. Ich bin natürlich eine Weiße und ich kann verstehen, dass die Kinder aufgeregt sind, wenn sie plötzlich ein weißes Mädchen an ihrem Haus vorbeilaufen sehen. Aber ich bin nicht NUR eine Weiße. Die Kinder in der Schule haben mich von dem ersten Moment an so angenommen wie ich bin und so macht es keinen Unterschied, dass wir andere Hautfarben haben. Ich gebe Unterricht so gut ich kann und mache mit, wenn andere Lehrer Unterricht geben. So übten wir für den Independence Day ein Lied in Bemba ein und ich sang mit auch wenn meine Aussprache bestimmt nicht die Beste war. Aber die Kinder haben sich total gefreut, dass ich mitmachte. Singen. Das können die Kinder gut. Bevor der Schulbus kommt, werden die Klassenräume gefegt und es wird gewartet. Dann schnappt sich einer der älteren Jungs eine Trommel aus dem Klassenzimmer und plötzlich kommen alle Kinder an, umschwirren ihn, klatschen, trampeln, zerren mich in die Mitte und meinen ich soll tanzen. Meistens lachen sie über meine Art zu tanzen und ich muss oft feststellen, dass die Schüler hier es besser können als ich, egal ob sie nun ein Handicap haben oder nicht.
Am Independence Day haben ein paar der Mädchen eine Art Marsch vorgeführt und natürlich habe ich mitgemacht. Jeder von uns hat einen schwarz-weiß angemalten Stock in die Hand bekommen. Mit dem marschiert man auf und ab während einer Trommel spielt und macht unterschiedliche Bewegungen. Es hat so viel Spaß gemacht! Und noch besser war zu sehen wie glücklich die Leute waren ein weißes Mädchen mitmarschieren zu sehen. Außerdem hatten wir eine Feier in der Gemeinde unter den Jugendlichen wo ordentlich getanzt wurde -und diesmal nicht nur auf sambische Art! Ich habe den Mädchen nämlich den für Karneval typischen Gardetanz beigebracht und alle waren total begeistert.
Was ich hier in meiner Familie besonders lerne, ist, die Dinge zu schätzen, die man hat. Ein Beispiel: Hier in Mazabuka haben wir eigentlich keine Probleme mit Strom wegen der Zuckerfabrik die rund um die Uhr Elektrizität braucht. Manchmal haben wir aber dann doch das Pech abends ohne Strom im Dunkeln zu sitzen. Eigentlich möchte man bei der Hitze endlich duschen und sein Handy aufladen oder so ungefähr. Und dann geht plötzlich -zack- das Licht draußen wieder an und in der Umgebung jubeln Kinder und wir rennen auf die Veranda und klatschen und jubeln mit, dass der Strom wiedergekommen ist.
Manchmal vermisse ich natürlich auch die ein oder andere Sache, besonders wenn es um Essen geht. Mir als Aachenerin, die Karneval sehr gern hat, fehlt besonders das Fettgebäck das meine Oma immer backt, Puffeln auf Öcher Platt. Aber, kein Problem hier in Mazabuka! Denn, sobald man vor die Türe geht, findet man an jeder Ecke Frauen die sogenannte Frittos verkaufen. Und als wir Zuhause selbst welche zubereitet haben, musste ich feststellen, dass die genauso schmecken wie Omas Puffeln.
Darum gibt es immer wieder neue Dinge zu entdecken, die hier wie dort dann letztendlich doch gleich sind. Und es ist sehr schön sich so auch immer wieder überraschen zu lassen. 4.Nov. 2015
Über Kochen, Dresscode und Kirche
Sambia. Choma, Livingstone und Mazabuka. In den ersten Wochen habe ich schon so viele Plätze in diesem neuen, noch etwas fremden Land gesehen.
Dieses Jahr habe ich die Orientationswochen bei der Sister in ihrem „Convent“ (Kloster) verbringen dürfen – ein Gegensatz zu den letzten Jahren. Aber deswegen habe ich das Leben in Choma und das der Sister hautnah miterleben können. Zusammen haben wir gekocht, gespült, gewaschen und den restlichen Haushalt geschmissen.
Und wenn bei der Sister gekocht wird, oder auch in meiner Familie wo ich nun wohne, dann wird schon morgens damit angefangen (oder am Tag vorher). Es werden Bohnen noch vor dem Frühstück geköchelt, Fisch am Tag vorher getrocknet. Kochen ist hier kein „ich wärme mir mal eben was in der Mikrowelle auf“. Kochen ist hier ein Prozess und zwar ein Prozess mit viel Geduld und Arbeit. Aber das ist gerade schön. In meiner Familie kochen meistens wir Kinder. Und deswegen verbringen wir schon allein beim Kochen viel Zeit miteinander.
Einmal war es so, dass wir so viel gequatscht haben, dass das Gemüse schon wieder kalt geworden war und Mama sich beschwert hat. Doch auch sie muss schmunzeln, wenn sie uns in der Küche hört, wie wir Gospellieder singen oder ich versuche ihnen Paartanz beizubringen.
Tanzen und Singen ist hier etwas ganz alltägliches. In meinem Freundeskreis in Aachen habe ich oft das Gefühl, dass besonders die Jungs nicht tanzen weil sie sich schämen. Hier schämt sich niemand. Hier werden vor der Kirche, wenn auf ein Treffen gewartet wird (und es wird hier oft gewartet) die Trommeln rausgeholt und es fängt einfach irgendwer an zu tanzen.
Genauso ist das mit Singen. Ständig wird gesungen, beim Kochen, beim Kehren, besonders natürlich in der Kirche.
Kirche verbindet einfach alles. Und wenn man sonntags zur Messe geht, alle Leute trifft, zusammen singt und lacht, dann fühle ich einfach, dass Kirche hier lebt und ich wünschte ich könnte etwas von diesem „Spirit“ mit nach Deutschland nehmen.
Genauso in meiner Familie. Wir sind sehr katholisch und deswegen wird jeden Abend zusammen gebetet, was ich sehr schön finde. Einer leitet immer das Gebet und so kann jeden Tag ein anderes Familienmitglied seine Gedanken mitteilen. Das verbindet.
Ich wurde sowieso direkt in die Familie aufgenommen und so habe ich erstmal beim Ankommen einen Tonganamen verpasst bekommen der nichts anderes heißt als „Blessing“ (Segen). Auf Tonga ist das Chileleko und wenn ich mich hier mit diesem Namen vorstelle, ernte ich jedes Mal erstaunte Blicke, weil dieser Jemand nicht glauben kann, dass ein weißes Mädchen Chileleko heißt. Meine Mutter ist überzeugt davon, dass ich allein hier in dieser Familie bin, weil es Gottes Wille war. Und so bin ich ein Segen, eine „Chileleko“, und ein weiteres ihrer Kinder und das fühle ich auch. Ich bin hier keine Fremde.
Vom ersten Moment an war ich ein Teil der Familie und als mich der Father in meiner ersten Messe vorgestellt hat und ich und meine Schwester nach vorne kommen mussten, meinte er: „Das sind Helen und Winnie und sie sind Schwestern.“ Und alle haben gelacht.
Leider ist unser erstes Meeting der Jugend in meiner Gemeinde ausgefallen, ganz plötzlich. Hier muss man jederzeit auf alles vorbereitet sein, „anytime from now“ sagen wir hier. (Jederzeit ab jetzt). Was mich natürlich als modebegeistertes Mädchen besonders interessiert ist die Kleidung die hier getragen wird. Die Sister meinte zu mir, dass sie sehr streng ist, was Kleidung angeht und sie meinte, dass in Deutschland vielleicht Dinge wie Pünktlichkeit wichtig sind und hier ist eins der Dinge die wichtig sind der Dresscode. So zieht sich meine Familie jeden Sonntag schick an um zur Messe zu gehen, Kleider werden noch schnell gebügelt und Hemden herausgekramt. Und wenn man absolut nicht weiß, was man diesen Sonntag anziehen soll, dann bildet man sich ein Chitenge um, das ist nie verkehrt.
Chitenge, das ist ein bedruckter Stoff, den sich die Frauen hier um die Hüften binden. Es gibt Stoff mit kirchlichen Motiven und welchen mit einfachen Mustern. Man kann sie als Tuch, als Rock, als Tragetasche für Babys und Gemüse benutzten und sie sind nie verkehrt zu tragen. Mit einem Chitenge in der Tasche ist man immer auf der sicheren Seite finde ich.
Was außerdem typisch hier ist, das ist natürlich das afrikanische Haar –oder sollte ich lieber indisches Haar sagen? Denn irgendwie war ich immer der Überzeugung, dass die tollen Rastalocken und geflochtenen Zöpfe der Sambierinnen aus echtem Haar bestehen. Falsch gedacht.
In meiner zweiten Woche habe ich einen „Hairdresser“ (Friseur) besucht und da wurden alle Frisuren von lang bis kurz mit falschem Haar angenäht, hineingeflochten und aufgedreht. Ich war fasziniert. Und deswegen musste ich mir natürlich auch selbst so eine tolle Frisur verpassen lassen. Acht geschlagene Stunden habe ich dort verbracht, während die Friseusen um mich rumgeschwirrt sind und wir Geschichten ausgetauscht haben –über Filme die hier wie in Deutschland bekannt sind aber auch über Dinge wie, dass in Deutschland in der Kirche nicht getanzt wird, was sie schockierend fanden. Außerdem habe ich die ein oder andere Geschichte über „Witchcraft“ (Hexerei) gehört und musste schmunzeln, weil die meisten Leute hier auf diese Zauberei beharren.
Selbst beim Friseur wird man, sobald es Mittag wird, zum Nshima essen eingeladen und selbstverständlich wird von einem Teller gegessen. Das verbindet irgendwie und ich finde es sehr schön, dass hier alles geteilt wird, egal was es ist und wie wenig man hat, es wird geteilt.
Als ich beim Friseur Nshima mit den Händen gegessen habe, waren alle Augenpaare plötzlich auf mich gerichtet. Die Weiße ist Nshima mit den Händen! Ich habe ihnen erklärt, dass ich sogar schon Nshima gekocht habe und das fanden sie alle großartig.
So habe ich in dieser ersten Zeit schon viele neue Erfahrungen gesammelt –über Haushalt schmeißen, beten, Familienleben, Tonga lernen. Und ich bin gespannt in welche Situationen ich in den nächsten Monaten noch so stolpern werde!