Goodbye 2019 and Hello 2020
Goodbye 2019
Der letzte Monat des Jahres war in vielerlei Hinsicht anders als sonst. Vor allem war er aber warm. Alle in der Kirche fieberten auf Weihnachten zu, jeder bereitete etwas vor. Die Kinder bereiteten ein Theaterstück vor und die Jugendlichen übten Lieder ein, die sie an den Weihnachtstagen singen würden. Und ich war mittendrin, verwirrt über das warme Wetter an Weihnachten, darüber keinen Tannenbaum zu sehen und emotional, weil ich nicht bei meiner Familie sein konnte. Dennoch fand ich irgendwie meinen Platz in dem ganzen Getummel und half Sister Charleen bei der Arbeit. Ich half ihr beim Dekorieren und Anfertigen der Kulisse für das Theaterstück und für die Krippe. Durch das Mitwirken und Helfen fühlte ich mich als ein Teil der Gemeinschaft und des Festes. Meine Schwestern konnten es kaum erwarten, dass bald Weihnachten sein würde. Sie erklärten mir oft, wie Weihnachten bei ihnen ist. Und sie waren neugierig, wie es wohl in Deutschland ist. An Heiligabend war das Kirchenprogramm gar nicht viel anders als in Deutschland unter Christen. Wir warteten, bis es dunkel war, und gingen dann zur Kirche los- Da war es ungefähr 18:30 Uhr. Die Kirche war mit vielen Kerzen beleuchtet und bekam dadurch eine leichte romantische Atmosphäre: das war für mich wohl das Schönste an dem Weihnachtsfest. Ich war die Weihnachtstage mit meinen Gedanken woanders und vermisste meine Familie doch etwas sehr. Mehr als ich dachte. Denn durch das für mich ungewohnte warme Wetter zu dieser Jahreszeit und durch die fehlenden Weihnachtsrituale, die ich von meiner Familie aus Deutschland kenne und gewohnt bin, kam ich nicht wirklich in Weihnachtsstimmung. Das war etwas schade – ein komisches Gefühl vor allem. Dennoch war es eine tolle Erfahrung, Weihnachten einmal anders zu erleben und zu merken, was ich denn wirklich an den Tagen brauche, worauf ich verzichten kann und worauf halt eben nicht. Es war schön zu sehen, wie Menschen auf einem anderen Teil der Welt Weihnachten verstehen, es definieren und vor allem feiern. Es gibt ja bekanntlich immer zwei Seiten der Medaille und beide haben meine Gedankenwelt neu erfüllt.
Weihnachten war nun seit ein paar Tagen ausgeklungen und alle bereiteten sich auf das neue Jahr vor. Die Kirche, meine Familie und ich. Hatte ich die Tage zuvor ein wenig „gestruggelt“, so freute ich mich nun doch auf das neue Jahr. Der letzte Tag des Jahres war ebenso ein Kirchentag, diesmal nur etwas anders als an Weihnachten. An Silvester bleiben viele Menschen nach der Messe in der Kirche und beten bis zum frühen Morgen, wenn die Sonne aufgeht. Das war erst einmal sehr neu für mich, aber so viel anders als ich üblicherweise Silvester feiere, ist es doch nicht. Ich bete zwar gewöhnlich nicht bis morgens, aber ich tanze. Unsere Eltern stellten uns frei, ob wir in der Kirche bleiben wollten oder nicht. Zwei meiner Schwestern blieben dort mit anderen Gleichaltrigen, ich entschied mich, mit nach Hause zu fahren. Denn ich wollte mir die Option frei halten, schlafen zu gehen, wenn ich das wollte. Es war nämlich nicht erlaubt, an Silvester in der Kirche zu schlafen. Meine Gasteltern und meine anderen Geschwister gingen ungefähr um 22 Uhr schlafen und so ging ich dann auch in mein Zimmer. Ich machte es mir gemütlich, telefonierte mit meinen Lieben, schaute einen Film, hörte Musik, reflektierte das Jahr und schrieb in mein Buch, was ich mir für das nächste Jahr wünschen würde. Ich betrieb „selfcare“, so würde man das heutzutage wohl sagen. Das mag für den einen oder anderen einsam klingen, für mich jedoch war es eine sehr schöne und sehr einzigartige Erfahrung, denn ich werde wohl nie wieder in meinem Leben alleine Silvester feiern. So war das eine interessante und schöne Erfahrung, die mir viel hat geben können. Alles in allem bin ich doch sehr dankbar für die bis dahin gemachten Erfahrungen. Sie haben mich nicht nur bereichert, sondern auch stärker gemacht und ich konnte mich dadurch wieder ein Stückweit weiterentwickeln.
Hello 2020
Anfang Januar genoss ich die restliche Zeit mit meinen Schwestern, ehe sie wieder zur Schule mussten und ich mich auf den Weg nach Tansania zu einem Seminar machte. Wie sonst auch verbrachten wir die Zeit damit spazieren zu gehen, zu kochen, zu tanzen und uns Stories zu erzählen. Nebenbei bereitete ich mich ein wenig auf das Seminar und den Urlaub, den ich anschließend machen wollte, vor. Mein Flug ging einen Tag vor dem Seminar nach Dar es Salaam. Ich kam abends am Flughafen in der riesigen Stadt an. Ich war ziemlich aufgeregt, da ich alleine unterwegs war. Die Sonne war schon fast verschwunden und es wurde immer dunkler. Aber alles ging gut und ich traf auf andere Freiwillige, mit denen ich mich verabredet hatte. Wir trafen uns in einer Lodge an der Küste von Dar es Salaam. Auf dem Weg dorthin unterhielt ich mich sehr gut mit einem Einheimischen aus Tansania, meinem Uber-Fahrer. Ich war anfangs noch sehr aufgeregt und überfordert von dieser großen, auch zu dieser Tageszeit immer noch vollen und beschäftigten Stadt. Meine Blicke wanderten überall hin. Vor allem zu den Menschen, die ihre verschiedenen Religionen und Kulturen nach außen trugen, aber dennoch gleichzeitig auch eine Kultur teilten. Ich fragte meinen Uber-Fahrer danach. Er sagte mir, in Dar es Salaam lebten viele verschiedene Kulturen und Religionen in Frieden zusammen und man akzeptiere die Religion der anderen ohne Hass oder Ablehnung. Das sah man auch am Stadtbild: die Menschen liefen und lebten neben-, mit- und untereinander. Mir fielen aber auch die hohen Gebäude auf. Die Architektur in Dar es Salaam war sehr interessant und durchmischt. Vor allem der Mix, der sich nicht nur in der Bevölkerung widerspiegelt, sondern auch in der Architektur. Das Stadtbild ist von vielen orientalischen und indischen Ornamenten geprägt, was man vor allem an den Fenstergittern und Wänden sieht. Neben diesen Gebäuden gibt es sehr moderne, riesige Gebäude, die keinem wirklichen Stil folgen, sie gehen in alle erdenklichen Richtungen. Aber der Mix aus Tradition, Kultur und Moderne macht die Stadt eben aus.
Das Seminar war sehr lehrreich, vielseitig, anstrengend, sehr schön und hilfreich. Durch das Seminar konnte ich tolle neue Menschen kennenlernen, neue Geschichten und ähnliche hören, aber auch von ganz anderen Erfahrungen. Es war schön, sich endlich einmal über das Erlebte austauschen zu können. Wir kamen in einem Kloster, etwas entfernt von der Stadtmitte, unter. Die Menschen waren sehr nett und die Umgebung sehr schön und erholsam. Insgesamt waren wir 16 Freiwillige. Auch schön war, dass ich nicht die einzige über 25 Jahre war, sondern noch zwei andere im gleichen Alter da waren. Wir verstanden uns alle sehr gut und tranken abends nach dem Seminar oft noch ein Bierchen, spielten Spiele, lernten uns kennen und tauschten uns über vieles aus. Wir behandelten einige interessante Themen, wie zum Beispiel Interkulturalität, Rassismus und das Weiß sein sowie die damit einhergehenden weißen Privilegien, die man vor allem im Freiwilligendienst zu spüren bekommt, und wie man damit umgehen kann. Die Seminarwoche war sehr prägend für mich: nicht nur zum Reflektieren, sondern auch weil ich jetzt weiß, was ich, wenn ich in Deutschland bin, machen möchte. Ich möchte Aufklärungsarbeit leisten in den Bereichen Rassismus, Kolonialismus, Integration und Gleichberechtigung. Ich habe in dem Seminar noch einmal ganz klar gelernt, dass ich durch meine Interkulturalität nicht ZWISCHEN zwei Stühlen sitze, sondern AUF zwei Stühlen sitze. Das ist mein Vorteil, damit bin ich geboren und daraus möchte ich das Beste machen. Denn vor allem hier in Sambia ist mir aufgefallen, dass ich weder schwarz noch weiß bin. In Deutschland gelte ich als schwarze Frau, hier in Sambia jedoch als weiße Frau. Das hatte mir, was meine Identität angeht, in den letzten Monaten einige Kopfschmerzen bereitet. Doch jetzt kann ich es akzeptieren und sehe darin eher einen Vorteil als einen Nachteil. Zudem hat sich mein Wunsch, mit Kindern und Jugendlichen im Bereich Sozialarbeit zu arbeiten, ebenfalls verstärkt. Das Seminar war demnach erfolgreich und wir hatten wirklich tolle Teamer, die mir Wichtiges mit auf den Weg gegeben haben.
Das
Untereinander mit den anderen Freiwilligen war sehr spaßig und ich habe einige
tolle Menschen kennengelernt, die ich gern in Deutschland besuchen möchte. Mit
wieder anderen ging es dann für mich weiter nach Sansibar. Ich reiste mit
Silvan, Andreas und 5 anderen gemeinsam nach Sansibar bzw. Stone Town. Nach einem leckeren Pizzastop
trennten sich dann unsere Wege. Ich blieb mit Silvan und Andreas in Stone Town.
Dort machten wir eine Spicetour und schauten uns an, welche Gewürze in Sansibar
angebaut und verkauft werden. Wir entdeckten gemeinsam die verschiedenen Gassen
und Märkte dort, ehe uns Silvan dann verließ und auch weiterreiste. Andreas und
ich blieben in Stone Town und lernten dort einige interessante Charaktere aus
den verschiedensten Ecken der Welt kennen. Das Hostelleben war spannend und
erholsam und gefiel mir sehr. Nach acht Tagen ging es dann wieder zurück nach
Sambia, a~ber nicht mit dem Flugzeug,
sondern mit dem Zug! Ich hatte schon immer davon geträumt, eine Zugreise zu
machen: diese dauerte fast 3 Tage. Zusammen mit Paula, Silvan, Cara, Patricia,
Anna und Andreas fuhren wir mit dem Zug zurück nach Sambia. Im Zug hatten wir
4er-Abteile für uns. Ich teilte mir das Abteil gemeinsam mit Paula, Silvan und
Anna. Auf engstem Raum fuhren wir von Dar es Salaam aus nach Kapiri Mposhi in Sambia.
Auf der Fahrt durchfuhren wir eine wunderschön grüne Landschaft, die von weiten
Bergen umgeben war. Und auch Menschen begegneten uns auf unserer Fahrt, die wir
mit Winken begrüßten. Jetzt bin ich wieder im schönen Monze und ganz schön froh
wieder da zu sein. Die Reise und kurze Auszeit hat mir gut getan und mich für
den zweiten Teil meines Freiwilligendienstes vorbereitet.
Bis bald und Grüße aus Monze, Naomie
Naomie Rothkamp
Mein Alltag und mein Leben in Monze
Kuyeya
Für mich sind nun schon die ersten Monate vergangen und zum ersten Mal kann ich für mich behaupten: Ich bin so langsam angekommen. Die ersten zwei Monate in der Familie waren Neuland, sowohl für mich als auch für meine Gastfamilie. Über Wochen tasteten wir uns aneinander an: kulturell, menschlich und emotional. Ich fühlte mich zwar von Anfang an sehr wohl in meiner Gastfamilie. Dennoch gab es einige Herausforderungen: kulturell, menschlich sowie emotional. Alles was auf mich zu kam, war eine Reizüberflutung. Denn alles war neu, alles war anders und ungewohnt. Bis ich meinen Platz in Familie, Kirche und Arbeit fand, verging viel Zeit. Für mich war alles eine Herausforderung. Tag und Nacht dachte ich darüber nach, ob und wie ich meinen Platz hier finden kann, wie das Leben hier für mich einfacher wird. Ich trage bis heute innere Konflikte aus, aber ich habe auch gelernt, dass das normal ist. Ich befinde mich weit weg von allem Gewohnten und es verändert sich viel: in mir und um mich herum. Das zu akzeptieren und gleichzeitig den richtigen Umgang mit dieser Veränderung zu finden, führt eben manchmal zu Konflikten. Das Schöne ist, dass es für alles eine Lösung gibt, die gar nicht so weit von einem entfernt ist. Ich habe gelernt, mir Zeit zu geben, Situationen zu akzeptieren, aber auch meine eigenen Bedürfnisse und Gefühle nicht hintenan zu stellen. Jeden Tag stelle ich mich neuen Aufgaben und jeden Tag lerne ich mindestens eine neue Sache dazu: über mich, über die Menschen und über meine Umgebung. Kuyeya heißt auf Tonga Gedanken.
Nkwachi
Wie schon erzählt, habe ich mich mit meiner Familie sofort verstanden. Denn so viel anders als meine Gastgeschwister aufwachsen, bin ich auch nicht aufgewachsen. Meine Gasteltern sind beide berufstätig und den ganzen Tag unterwegs. Meine Geschwister und ich kümmern uns ums Kochen und den Haushalt. Die Kinder hier lernen früh, Arbeit zu übernehmen, zu kochen, ihre eigene Wäsche zu waschen, zu putzen und einkaufen zu gehen. So bin ich auch aufgewachsen. Das gab mir direkt ein Gefühl von Zuhause. Meine Gasteltern sind verständnisvoll, kommunikativ und hilfsbereit. Dafür bin ich sehr dankbar. Sie geben mir die nötige Freiheit, die ich brauche, und das nötige Verständnis. Denn als 25-jährige Freiwillige brauche ich auch Zeit für mich und bin eben auch kein Kind mehr. Durch meine Schwestern lernte ich schnell die Umgebung kennen sowie das Kochen und Waschen meiner Wäsche. Mittlerweile ist es normal und Alltag geworden. Mein Platz als große Schwester habe ich nun eingenommen. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit meinen Geschwistern und koche mit ihnen. Auch das erinnert mich an meine Familie in Deutschland. Wenn die Ferien hier um sind, werden die zwei ältesten Mädels auf eine Boarding School (eine Art Internat) gehen. Meine drei kleinen Geschwister bleiben mit mir in Monze. Ich tausche mich mit meiner Familie viel über Kultur aus. Sie zeigen mir ihre Kultur und ich zeige ihnen meine Kultur, meist durchs Kochen. Ich backe und koche sehr gerne und da mir das deutsche Essen nun doch fehlt, werde ich hier mit den Zutaten, die ich finde, kreativ und koche für meine Familie. Ich habe bereits Pfannekuchen, Bratkartoffeln, Würstchen und Salat gemacht, Schokoladenkuchen gebacken und Rote Beete eingelegt. Ich muss ehrlich zugeben, dass es mir nach meinem Studium und nach fast 4 Jahren alleine wohnen, anfangs schwer viel, wieder so zu leben wie in meiner Jugend, da ich diese ja eigentlich schon hinter mich gebracht habe. Ich bin es eigentlich gewohnt, alles alleine zu entscheiden, meinen eigenen Haushalt zu führen und zu kommen und zu gehen, wann ich will. Aber man gewöhnt sich, Gott sei Dank, auch schnell an die Situation und für das Jahr ist es für mich auch vollkommen in Ordnung so zu leben. Ich genieße es auch, als große Schwester in der Familie zu leben und für meine Geschwister da zu sein. Mein kleiner Bruder Chile ist der mit Abstand lustigste kleine Junge auf dieser Welt. Er bringt mich immer zum Lachen, lernt unheimlich schnell und das Schönste: wir verstehen uns auch ohne viele Worte. Er versteht zwar etwas Englisch, aber er spricht es nicht. So haben wir beide aber die Chance voneinander zu lernen. Meine Gasteltern bemühen sich wirklich sehr und helfen mir viel. Ich kann aber auch mit beiden interessante Gespräche führen und wir tauschen uns oft über unsere Kulturen aus. Sie sind sehr interessiert an Deutschland und seiner Kultur. Tja, was soll ich noch groß dazu sagen: Mir geht es hier in der Familie wirklich sehr gut und bisher lief auch alles gut. Ich verstehe mich gut mit meinen Geschwistern und ich muss mich nicht fremd oder komisch fühlen. Nkwachi heißt auf Tonga Familie.
Kubeleka
Ich habe mich von Anfang an für die Arbeit mit Kindern interessiert und so kam es, dass ich in der Schule unserer Kirchengemeinde anfangen konnte. Seit September arbeite ich nun in der The Lady of Our Wayside Manungu Pre-School. Es gibt insgesamt zwei Klassen: die Babyklasse für die Kleinen und die Vorschulkinderklasse für die Großen, und jeweils zwei Klassenlehrerinnen. Am Anfang bin ich abwechselnd in die Klassen gegangen, um mir die Arbeit der Lehrerinnen anzuschauen und um die Kinder erst einmal kennenzulernen. Dabei habe ich den Kindern zu Beginn jeden Tag etwas an die Tafel gemalt, wie z.B. eine Blume, eine Sonne etc. Und die Kinder durften das dann selber an der Tafel anmalen und in ihren Heften ausmalen. Mit den Kindern habe ich mich sofort verstanden. Wenn auch manche von Ihnen am Anfang sehr schüchtern waren, so begannen sie, mich von Tag zu Tag mehr zu mögen und ich sie. Die Kinder sind sehr witzig und sie haben eine Menge zu erzählen. Bis heute fragen sie mich tausend Löcher in den Bauch. Bisher habe ich – zum Glück – auch immer eine Antwort gehabt. Die Lehrerinnen sind ganz okay. Am liebsten mag ich aber Sister Charleen. Sie ist für die Schule in der Gemeinde zuständig und macht Hausbesuche bei den alten Menschen der Kirchengemeinde. Sie steht mir bei Fragen immer zur Seite und hilft mir auch bei Konflikten, die hier und da in der Schule auftauchen. Sie ist sehr verständnisvoll und lustig. Ich verbringe gerne Zeit mit ihr. Das Schulsystem hier – ich muss dazu sagen, dass ich nur auf das System dieser Schule eingehen kann – ist sehr anders als in Deutschland. Und ich muss zugeben, dass ich am Anfang schon sehr überrascht war, wie sie die Kinder erziehen und für die Schule vorbereiten. Aber man gewöhnt sich daran. Ich möchte damit nicht ansatzweise sagen, dass die Methoden schlecht sind. Sie sind einfach nur anders, als wie wir sie aus Deutschland kennen. Die Kinder hier lernen aber durch diese Methode etwas langsamer als in Deutschland. Deshalb gebe ich den Kindern sehr gerne in Mathematik Nachhilfe und gebe ihnen auch Einzelunterricht. Die Kinder haben immer die Möglichkeit, auf mich zurück zu greifen. Das Ganze mache ich zwar sehr intuitiv, aber ich habe schon einige Erfolge erzielen können. Kinder, die am Anfang sehr langsam waren, sind mittlerweile richtig gut in der Schule. Auch mag ich es, die Kinder zu motivieren und sie für ihre Arbeit zu loben. Sie bekommen ein Highfive, ein Lächeln und eine Umarmung und dazu ein „Das hast du wirklich gut gemacht“. Wenn die Kinder dann lächeln und stolz sind, freue ich mich sehr darüber. Die Kinder lernen schon im frühen Alter das Zählen, Schreiben und Rechnen.
In dem Alter, in dem wir in den Kindergarten gehen und malen, spielen und lernen, wie wir unseren Namen schreiben, werden die Kinder hier inhaltlich schon sehr stark auf die Schule vorbereitet. Da die Kinder noch sehr jung sind, dauert das Lernen hier dann einfach etwas länger. Die Vorschulkinder hingegen sind schon gut vorbereitet, auch wenn unter ihnen ein paar sind, die noch viel Hilfe brauchen. Aber da kann ich ihnen dann bis zur Einschulung zur Hilfe gehen. Am liebsten mache ich Mathematik und Kunst mit ihnen. Die Kinder sind alle sehr aktiv und laufen in der Pause viel herum und spielen – auch bei 40 Grad. Mittlerweile übernehme ich auch schon ganze Unterrichtsstunden und ich habe ebenfalls auch schon ganztägig die Klasse unterrichtet. Ein Konflikt dabei ist zum Beispiel manchmal, dass die Lehrerin mich ganz alleine mit den Kindern lässt und ich schnell mit der Situation überfordert bin. Da sind meine Kompetenzen doch sehr schnell überschritten und das finde ich dann nicht so gut. Trotz alledem, jeden Morgen, wenn ich das Kirchengelände betrete, laufen die Kinder auf mich zu und rufen: „Teacher Naomie! Teacher Naomie!“. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein schönes Gefühl das ist: Die Kinder geben einem sehr viel Liebe und wertschätzen deine Arbeit. Alles in allem, trotz der Konflikte, die die Arbeit und die Menschen auch mit sich bringen, macht es mir sehr viel Spaß und für die Kinder mache ich diesen Job sehr gerne. Ich denke, ich werde die Tätigkeit in der Schule bis zum Ende meines FSJ weiterführen. Kubeleka heißt auf Tonga Arbeit.
Kucikombele
Die Menschen in Sambia sind zum großen Teil sehr christlich geprägt und leben diesen Glauben auch sehr stark. Jeden Abend vor dem Schlafen und vor dem Essen wird gebetet. Jeden Samstag- und Sonntagmorgen gehen wir in die Kirche. Hier in Sambia gibt es unheimlich viele verschiedene Kirchen und christlich geprägte Ausrichtungen des Glaubens. Die Kirchen sehen dabei manchmal aus wie normale Häuser oder sind gerade erst im Aufbau. Die Menschen verbringen sehr viel Zeit in der Kirche und mit ihrem Glauben. Auch ihr Sozialleben findet dort statt. Freunde und Mitmenschen kennt man aus der Kirchengemeinde und trifft man in der Kirchengemeinde. Auch werden die Kirchenaktivitäten von den Mitgliedern geplant und umgesetzt. Es gibt verschiedene Gruppen, die den verschiedenen Compounds (Vierteln) zugeordnet sind, die wöchentlich die Kirche und das Gelände säubern und pflegen. Im und um das Gelände gibt es Arbeiter, die alles im Gang halten. Die Menschen in der Kirchengemeinde sind unterschiedlich, aber alle sehr nett. Am liebsten mag ich die alten Menschen dort und ich unterhalte mich auch sehr gerne mit ihnen. Sie lachen immer so herzlich und freuen sich, wenn ich sie auf Tonga begrüße. Genauso wie die Kinder sind die alten Menschen sehr herzlich. Die Menschen füllen ihren Glauben mit Singen und Tanzen, was ich sehr schön finde und was mich bis heute jedes Mal umhaut, wenn ich die Massen singen höre. Für mich ist die Welt des christlichen Glaubens zwar nicht fremd. Doch muss ich sagen, dass er nicht mein Glaube ist und dass ich mich am Anfang doch erst an die starke Präsenz des Glaubens im Leben der Menschen gewöhnen musste. Dennoch finde ich es super interessant und ich lerne viel dazu. Der Glaube gehört zur Kultur Sambias dazu und ist nun auch ein Jahr lang Teil meines Lebens und ich bekomme jeden Tag interessante Einblicke. Schon in jungen Jahren gehen die Kinder zum Bibelunterricht. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bekommen ihre eigenen Aufgaben und singen im Chor, machen Poetry und Theater und organisieren ihre eigenen Events. Ich finde es toll zu sehen, wie viel Freiheit die Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben, ihre Kirchenaktivitäten zu gestalten und mit zu formen. Ab und zu singe ich mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Chor mit. Jedoch ist es oft sehr schwer für mich mit zu singen, da ich die Texte oder die Sprache nicht beherrsche und es leider selten Liedertexte gibt. Sonntag mittags treffe ich mich mit den Chormitgliedern in der Kirche und verbringe Zeit mit Ihnen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mögen es sehr zu tanzen und haben eine fröhliche und sehr aktive Natur. Kucikombele heißt auf Tonga Kirche.
Mumwu
Als ich hier ankam, war es noch recht kühl und in Sambia war gerade Winterzeit. Nach drei Monaten änderte sich das Wetter jedoch. Eine sehr heiße und trockene Jahreszeit begann: der Sommer. Der Sommer hier in Sambia ist heiß, sehr heiß! Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so viel geschwitzt. Manchmal hatte ich sogar körperliche Probleme wie starke Kopfschmerzen oder Nasenbluten. Ich empfand die Sommerzeit hier als sehr anstrengend und unangenehm, da es an sehr heißen Tagen bis zu 45-47 Grad waren und nachts 36 Grad. Nun ist die Sommerzeit aber vorbei und die Regenzeit hat begonnen. Juhu! Die Sonne versteckt sich nun hinter den Wolken und es hat hier schon richtig viel geregnet und die Umgebung verändert sich so langsam. Auch die Fauna verändert sich: Überall fliegen Insekten herum und die Menschen sammeln und essen sogar eine Sorte von Insekten. Ich werde eventuell auch mal eines davon probieren, aber nur eventuell. Die Temperaturen sind hier in Sambia mittlerweile wieder angenehm. Und ich hoffe, dass es dieses Jahr viel regnen wird, so dass die Bauer und Menschen genug Wasser haben, um Gemüse anzubauen, und genug Wasser für ihre Tiere haben. Wetter auf Tonga heißt Mumwu.
So, das war’s erst einmal von mir. Grüße aus dem schönen Monze, Naomie.
(Naomie Rothkamp)
Von Lusaka nach Mazabuka, meine ersten Tage in Sambia
Hoch über den Wolken von Sambia bekam ich schon eine erste Ahnung davon, was mich geografisch erwarten würde. Was mir zuerst auffiel: die Landschaften sind sehr weit und sie haben andere Farben, als meine Augen es gewohnt sind. Als ich aus dem Flugzeug ausstieg, umarmte mich ein angenehm warmes Klima. Das überraschte mich, denn ich hatte mit Hitze gerechnet.
Im Flughafengebäude kam ich dann mit einem jungen Mann und einer älteren Dame, seiner Mutter, ins Gespräch. Beide kommen eigentlich aus Malawi, verbringen aber sehr viel Zeit in Sambia. Die beiden erzählten mir, wie schön es hier sei und dass ich Glück habe, so ein schönes Land kennenzulernen. Das Gespräch war ein sehr schönes Gespräch.
Die anschließende Fahrt von Lusaka nach Mazabuka war aufregend und lang. Der Fahrer hatte eine weite Strecke zurückzulegen. Der Boden in Sambia ist überwiegend sandig. Der Asphalt auf der Strecke wiederum hat viele Schlaglöcher, weshalb der Fahrer einiges zu tun hatte, ihnen auszuweichen – auch bei zügigem Tempo. Über diesen Fahrstil war ich einerseits ziemlich erstaunt, andererseits ich fand ich es sehr aufregend und amüsant. Auch hatte ich keine Sorge oder Angst, denn die Einheimischen kennen ihre Straßen und wissen, was sie tun. Während der langen Fahrt konnte ich schon einige Eindrücke von Sambia gewinnen, wie zum Beispiel Land, Leute, Landschaften, Obstbäume, Frauen, die Obst und Gemüse verkauften, meinen ersten Sonnenuntergang und den wunderschönen Sternenhimmel über Sambia.
Nun bin ich schon ein paar Tage (genauer: drei
Tage) hier und fange an, mich so langsam an alles zu gewöhnen. Es ist schwer,
so weit weg von allem Gewohnten zu sein. Doch mir ist es wichtig, aus meiner
Komfortzone herauszutreten und mich weiterzuentwickeln. Und auch hier wird
alles mit der Zeit zur Gewohnheit werden, da bin ich mir sicher.
Die ersten 10 Tage werde ich im Haus der Sisters of the Holy Spirit unter der Anleitung
von Sister Chrisencia verbringen. Von ihr wurde ich hier auch empfangen. Sie
und die anderen Sisters begleiteten mich durch die ersten Tage. Ich war auch schon
in der Stadt: überall sind Menschen, die mich anschauen und genauso neu wie ich
ihnen erscheine, so neu erscheinen sie mir und auch ich blicke neugierig zu den
Menschen. In den Läden und auf der Straße ist viel los und überall hört man
Musik. Die Menschen scheinen hier gerne und sehr viel zu lachen. Und auch
Geschichten scheinen sie sich gerne zu erzählen. Es ist schön zu sehen, dass
die Menschen sich hier gegenseitig grüßen und miteinander reden, egal ob sie
sich kennen oder nicht. Auch mir gegenüber sind sie sehr nett und fragen
neugierig, woher ich komme.
An einem Tag bin ich mit Sister Chrisencia von Mazabuka aus nach Monze gefahren:
in meine zukünftige Heimat. So konnte ich bereits meine Familie kennenlernen
und mir das Haus, in dem ich wohnen werde, anschauen. Das war sehr aufregend.
Dennoch war ich in dieser Situation sehr verhalten und schüchtern, da so viel Neues
auf mich zukam und ich die ganzen vorangegangenen Eindrücke noch nicht verarbeitet
hatte. Das war aber gar nicht schlimm, denn auch auf der anderen Seite, also seitens
meiner Gastfamilie, verhielten sich meine Geschwister und auch mein Vater noch
zurückhaltend. Meine zukünftige Mutter konnte ich leider noch nicht
kennenlernen, da sie arbeiten war.
Zurück in Mazabuka lerne ich nun weiter, mich der Kultur anzupassen und mich
langsam an alles zu gewöhnen. Auch die regionale Sprache der Einheimischen,
genannt Tonga, lerne ich hier. Dafür kommt fast jeden Tag eine Lehrerin zu mir:
die Gastmutter von Alisha, die vorletztes Jahr (2017/2018) ihr FSJ hier gemacht
hat. Tonga ist, wenn man es von Einheimischen gesprochen hört, sehr schwer zu
verstehen. Zumindest für mich. Daher schreibt mir die Lehrerin alles auf ein
Blatt Papier und ich gehe alles mit ihr durch. Die Sprache ist sehr interessant
und es macht Spaß, sie zu sprechen. Damit ihr einen Eindruck von der Sprache
bekommt und auch mit mir lernen könnt, habe ich etwas vorbereitet – nämlich greetings/Begrüßungen:
Kwamba – Hallo
Wa buka buti – Guten Morgen
Kasiya buti – Guten Abend
Moone Kabotu – Gute Nacht
Uli buti – Wie geht es dir?
Bei allem wird mit Kabotu geantwortet, das so viel heißt wie ok. Hier ein Beispiel:
…Wa buka buti
…Kabotu, wa buka buti
…Kabotu
Die Sprache ist sehr stark mit Respekt verbunden und es gibt daher verschiedene Weisen, jemanden anzusprechen – je nachdem, ob man mit gleichaltrigen oder älteren Personen spricht. Um es einfach zu halten, benutze ich die allgemeinen Formen.
So das war’s erst einmal für den Anfang. Ich grüße Deutschland und bis bald!
Naomie
Hallo, mein Name ist Naomie und ich bin die neue Freiwillige des ewe’s
für das Jahr 2019/2020. Ich bin 25 Jahre alt und lebe mittlerweile seit 3
Jahren in Aachen. Im Sommer 2018 habe ich meinen Bachelorabschluss in
Kommunikationsdesign gemacht.
In meiner Freizeit beschäftige ich mich viel mit Musik. Außerdem laufe ich viel
mit meiner Kamera herum und schieße Fotos von meinen Freunden. Manchmal
entstehen daraus auch Fotoprojekte oder neue Collagen, die ich anfertige.
Während meiner Bachelorphase habe ich angefangen, als Assistentin für eine Frau
mit Behinderung zu arbeiten, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist. So sammle
ich erste Erfahrungen im sozialen Bereich. Denn ich möchte zukünftig im
sozialen Bereich bleiben und arbeiten. Mir macht die Arbeit mit Menschen bis
heute Spaß, sodass ich den Nebenjob als Assistentin auch weiterhin beibehalten
habe.
Aber dabei möchte ich es nicht belassen: ich möchte mehr lernen im Bereich der
sozialen Arbeit. Deshalb habe ich mich letztes Jahr dazu entschieden, mit einer
Organisation ein freiwilliges Jahr im Ausland zu machen. Hierbei habe ich mich
für das schöne Sambia und den ewe entschieden. Was mich vor allem antreibt und
worauf ich gespannt bin, ist mit den Menschen in Sambia zu leben, ihre Kultur
und Lebensweise kennenzulernen und neue Erfahrungen sammeln zu können. Für mich
soll das Jahr in Sambia nicht nur meiner persönlichen, sondern auch der beruflichen
Orientierung dienen. Denn mein Wunsch ist es, einen sozialen Beruf zu
studieren.
So kann ich mir gut vorstellen, mit Kindern zu arbeiten. In diesem Bereich habe ich bislang noch keine Erfahrungen. Aber ich mit natürlich auch offen, mit behinderten Menschen zu arbeiten. Denn auch wenn ich hier schon einige Erfahrungen gesammelt habe, gibt es immer noch viel zu lernen.
Ich freue mich sehr, mit dem ewe ein Jahr in Sambia zu verbringen und dort gemeinsam
mit den Menschen leben und von ihnen lernen zu dürfen.