Priscilla und Eugine in Deutschland

Mein dritter Bericht

Seit meinem letzten Bericht ist die Zeit wirklich schnell vergangen und in den letzten Tagen ist eine Menge passiert.

Zunächst war da Weihnachten und alles. Ich war wirklich erstaunt, wie sehr sich die Menschen hier auf Weihnachten vorbereiten. Denn es gab schon Ende November Weihnachtsdekoration und das war für mich wirklich überraschend. In dieser Zeit waren Eugine und ich bei Silja zuhause zu Besuch. Sie waren wirklich sehr nett zu uns und haben uns vieles gezeigt. Wir waren auch auf dem Aachener Weihnachtsmarkt, der sehr schön und groß ist. Und ich hatte keine Idee davon, wie ernst man hier Adventskalender nimmt. Weihnachten war wirklich toll. Es war viel festlicher als zuhause in Sambia.

Dann wenig später kam Neujahr, was auch toll war, aber gleichzeitig auch schade, weil ich nämlich arbeiten musste. Bei der Arbeit ist alles gut, alles ist in Ordnung. Die Krankenschwestern sind sehr hilfsbereit und ich lerne im Krankenhaus viel darüber, wie man sich um Patienten kümmert und wie man ihnen helfen kann, wenn sie einen brauchen. Aber genau genommen, kann ich nicht viel machen, wenn es zum Beispiel um die Verabreichung von Medikamenten oder Ähnlichem geht, denn das darf ich nicht. Deshalb helfe ich den Schwestern nur.

Ich lerne auch viel über den Lebensstil und den Alltag der Menschen hier. Die meisten, die ich bisher kennengelernt habe, sind sehr aktiv und treiben eine Menge Sport. Eines der wichtigsten Sachen, die die Menschen hier machen, ist die Tage immer durchplanen. Man plant im Voraus, was wirklich gut ist, weil man dadurch besser organisiert scheint. Und tatsächlich lerne ich auch zu planen.

Vor einigen Tagen fand mein drittes Seminar statt und ich habe eine gute Zeit mit allen dort verbracht. Alles ist gut und es ist auch besser als vorher, weil ich nun doch einiges auf Deutsch verstehe, was natürlich hilft. Ich hatte Spaß beim Seminar und es hat währenddessen sogar geschneit.

Im Augenblick besuche ich sogar einen Kunstkurs und ich habe auch Klavierstunden. Alles andere ist auch gut, weil ich mir wenig zeitlichen Spielraum lasse, um abgelenkt zu sein und  nicht zu viel an zuhause denken zu müssen. Es ist immer noch schwer für mich die Sprache zu sprechen, aber ich strenge mich sehr an. Sich an Unterhaltungen von anderen zu beteiligen, hilft da eine Menge.

Mein Kunstkurs ist samstags, aber nicht immer. Meistens findet er alle zwei Wochen statt. Und die Klavierstunden sind jeden Dienstag. Meine Gastfamilie unterstützt mich wirklich sehr und sie haben sehr viel Verständnis und sind sehr nett. An einem der vergangenen Tage ist meine Gastmutter mit zu meiner Arbeit gekommen, um zu sehen, wo ich arbeite und wie die Krankenstation ausschaut. Das war sehr nett von ihr.

In den nächsten Tagen beginnt der Karneval und fast jeder spricht davon, wie toll Karneval ist und so. Ich weiß nicht, ob wir zuhause auch so etwas wie Karneval haben oder ob wir dafür nur eine andere Bezeichnung haben. Jedenfalls bin ich sehr gespannt darauf.

(dt. Übersetzung von Y.Kuchiba)

DEUTSCHLAND

Ich sage mir stets, „Eine tausend Meilen lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“ Denn das ist für mich Inspiration. Es ist sehr interessant für mich, nun schon sechs Monate in Deutschland zu sein, weil ich vieles gelernt habe und während meines Aufenthalts hier auf viele Dinge gestoßen bin. In der Sprache meines Stammes, also auf Tonga, würde ich sagen „menso ndasanina“ (ich habe meine Augen gefüttert). Um in diesem Bild zu bleiben: ich habe meine Augen mit vielem gefüttert und ich habe eine Menge von meiner Gastfamilie, von meinem Arbeitsplatz, von den anderen Freiwilligen bei der Seminarwoche und auch von meiner Umgebung an sich gelernt.

Das Wetter in Deutschland ist so faszinierend und gleichzeitig so verwirrend, weil man nie genau weiß, was kommt: stell dir vor, die Sonne scheint sehr hell, keine Wolken, der Himmel ist sehr klar, aber es ist sehr kalt! Als ich die Sonne so hell scheinen sah, fühlte ich mich so gut, und ich wollte für einen Spaziergang nach draußen gehen. Allerdings ohne warme Anziehsachen. Uuuh, als ich gerade die Haustür erreichte, war es so frostig, dass ich auf der Stelle meine Pläne änderte und doch im Haus blieb. Wenn ich das Wetter in Sambia mit dem in Deutschland vergleichen sollte, würde ich sagen, dass ich das sambische Wetter dann und wann doch einschätzen kann, das deutsche Wetter hingegen nicht. Um sicher zu gehen, sollte man sich der Wettervorhersage richten.

In einer deutschen Familie zu leben, ist anders als in einer sambischen, doch egal, ob deutsche oder sambische Familie, es hat den Vorteil, dass man in einer Familie viel über unterschiedliche Interaktionsweisen und den Lebensstil der Menschen lernt. Obwohl man in Deutschland ältere Personen bei ihren Vornamen nennen darf – was in Sambia nicht erlaubt bzw. nicht üblich ist -, bedeutet dies nicht, dass meinen Respekt vor den Älteren hat. Entscheidend ist, dass man sich respektvoll verhält und Grenzen einhält. Ich persönlich habe inzwischen diese Grenzen gelernt, habe mich entwickelt, denke nach und weiß, was ich tun darf und was nicht, was ich anfassen darf und was nicht.

Weihnachten feiern ist in Deutschland sehr schön, aber sehr anders als in Sambia. Denn wir feiern hauptsächlich in der Kirche, wo es ein gemeinsames Mahl als Gemeinde gibt, Aktivitäten der Youth Gruppe, der Holy Childhood Gruppe, von Zeit zu Zeit auch Zusammenkünfte mit Freunden und Familie, und wir Weihnachten wirklich genießen. Was es in Deutschland nett macht, ist, dass man Weihnachten mit der Familie verbringt. Es gibt ein Weihnachtsessen, bei dem man sich unterhält, man bekommt Geschenke und hat eine schöne Zeit bei gemeinsamen Erinnerungen. Zeit mit der Familie zu verbringen, ist wichtig, um die Verbindung zur Familie aufzubauen. Und Zeit mit der Familie ist sowieso das Beste, weil du nie weißt, was als nächstes passiert.

Wenn man einen etwas mürrischen oder reizbaren Charakter hat, ist das weder in Deutschland noch in anderen Situationen im Leben hilfreich. Meine persönliche Eigenschaft, es vorzuziehen, ohne erkennbare Gründe still zu bleiben, war hier zunächst etwas problematisch und hat nicht geholfen. So kann ich nur raten, sich offen zu verhalten, um Neues aufnehmen zu können. Mit den Menschen deiner Umgebung zu kommunizieren, ist in Deutschland, aber auch in jeder Umgebung, wo auch immer man sich befindet, wichtig. Ich war in den ersten Monaten hier zu still und das war nicht förderlich. Aber nun arbeite ich daran und hoffe, dass zum Ende meines Freiwilligen-Jahres meine Kommunikationsfähigkeit besser sein wird.

Das Arbeiten im Kindergarten oder in einer Tagesstätte ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Vorbereitung auf das Leben. Ich denke mir das, weil ich vorher noch nie in einer größeren Einrichtung gearbeitet habe, mich das aber auf die Zukunft vorbereitet. Allerdings ist das frühe Aufstehen eine echte Herausforderung: um 5 Uhr morgens von Montag bis Freitag. Das war herausfordernd für mich, obwohl ich in Sambia in einem Internat war. Aber das Gute ist, dass ich mich inzwischen ans frühe Aufstehen gewöhnt habe. Übrig bleibt ein Problem: die Jahreszeit Winter. Wenn ich zur Arbeit gehe, ist es noch dunkel, und wenn ich nach Hause komme, ist es schon wieder dunkel. Die Nächte sind länger als die Tage. Deshalb kann ich den Sommer kaum erwarten. Ich freu mich auf den Sommer. Denn es wird sicher sehr lustig, mit dem Fahrrad hin und her zu fahren.

Mit Kindern zu arbeiten, hat mich gelehrt ruhig zu bleiben und manchmal auch mutig.

Ruhig zu bleiben, weil wir viele Projekte mit den Kindern machen: Manche Kinder sind einfach noch nicht alt genug, um alles allein schaffen zu können. Und ab und zu, wenn ich gestresst bin, dann ärgert mich das, weil die Sachen für mich so einfach aussehen. Aber ich muss in diesen Situationen selbstverständlich ruhig bleiben und Verständnis zeigen.

Anfang des Jahres kam ein neues Kind in den Kindergarten. Und dieses Kind schaute mich den ganzen Tag an. Ich fragte mich warum und diese Frage kreiste den ganzen Tag durch meine Gedanken. Am nächsten Morgen kam das Mädchen dann auf mich zu und fragte: „Warum hast du einen dunklen Kopf?“ Ich fragte mich, ob es noch nie einem Afrikaner begegnet ist, obwohl es so viele Afrikaner in Deutschland gibt. Erst einmal antwortete ich ihm, dass ich ganz viel Schokolade esse. Aber danach erzählte ich ihm, dass ich aus Afrika stamme, und meine Kollegin hat ihm das auch noch einmal erklärt.

Mut und Motivation sind sehr wichtig. Ich bin mutig – wenigstens sagen das meine Kollegen.
Sie denken dies, weil ich mich traue, ganz allein vor den ganzen Kindern zu sprechen, z.B. wenn ich den Morgenkreis führe. Oder wenn wir uns mit anderen Kindergärten zu gemeinsamen Sportaktivitäten treffen. Oder bei anderen Aktivitäten, wie dem Lesen mit den Kindern. (Eine Maus ging in einem tiefen, dunklen Wald spazieren. Ein Fuchs sah die Maus und die Maus guckte ihn an. Wo gehst Du hin kleine, braune Maus? Willst du nicht bei mir im Bau Götterspeise essen? Das ist schrecklich nett von dir, Fuchs, aber ich muss zu Mittag schon beim Grüffelo sein.) Diese Geschichte ist sehr lustig und interessant. Kennt ihr sie nicht: DAS GRÜFFELO?

Die deutsche Kultur ist so faszinierend. Sie ist sehr einzigartig, mit ihren Werten, Festen und Bräuchen. Ich mag die Stereotypen über Deutschland. Es gibt viele davon, doch ich kenne nur einige wenige: „Deutsche sind pünktlich und arbeiten fleißig.“ Ich hoffe, auch fleißig arbeiten zu können und pünktlich zu sein, wenn ich wieder in Sambia bin (aber auch das sambische Zeitgefühl zu behalten). „Deutsche trinken viel Bier.“ („Bitte ein Bit.“ aus der Bitburger Werbung) Es gibt viele Bier- und Weinsorten. Das deutsche Bier schmeckt sehr gut zu Wurst.

In Deutschland gibt es viele Feste: fast jeden Monat eins und sie sind ziemlich bunt. Im Moment bin ich gespannt auf ein großes Fest, das Karneval genannt wird, und hoffe daran auch teilnehmen zu können. Deutschland ist auch ein Land des Sports: die meisten Menschen treiben hier Sport. Und mir als Sportler fällt es auch leicht, beim Sport mit zu machen – genauer beim Volleyball. Das Volleyballspielen hier macht mir wirklich sehr viel Spaß und ich glaube, dass sich mein Spiel sehr verbessert hat. Deshalb: Achtung, Sambia!

Manche Menschen mögen behaupten, Deutsche seien nicht freundlich. Aber diese Meinung teile ich nicht. Ich denke, was wichtig ist, ist die Persönlichkeit des Einzelnen. Ich sage das aus dem Grund, weil ich immer Hilfe erhalten habe, wenn ich danach gefragt habe. Zum Beispiel, hat man mir mit einem Lächeln im Gesicht geholfen, als ich mich verlaufen hatte. Und während des Freiwilligen-Seminars haben die anderen Freiwilligen mir auch geholfen, obwohl ich als einziger aus dem Ausland kam, nämlich, indem sie für mich ins Englische übersetzten,  wenn es an neue Orte ging und indem sie mich in ihre Spiele mit einbezogen (z.B. beim Werwolf).

Außerdem habe ich gelernt, dass es wichtig ist, über Dinge zu sprechen, um sich darüber klar zu werden und um einen Konflikt zu lösen, wenn es zu Missverständnissen kommt. So ist z.B.  während meiner letzten Woche ein Konflikt aufgetaucht, aber er konnte durch Diskussionen gelöst werden. Wege finden, Konflikte zu vermeiden, darum geht es beim Darüber-Reden, und dann obsiegt der Friede.

Obwohl ich mein Zuhause vermisse, mag ich Deutschland wirklich sehr. Mein Umfeld an-und-für-sich lindert das Heimweh und verhilft mir zu Ausgeglichenheit.

Eugine Himunza (dt. Übersetzung Y.Kuchiba)

Herausforderungen begegnen und Erfahrungen wertschätzen

Ich kann einfach nicht glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Es fühlt sich an, als wäre ich erst vor einem Monat in Deutschland angekommen, dabei sind es jetzt schon drei Monate und zwei Wochen.

Das Leben ist nicht immer einfach an einem neuen Ort, an dem man jeden Tag neue Menschen kennenlernt. Aber so ist das Leben und die Dinge geschehen, ob wir es wollen oder nicht. Ich hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlt zu arbeiten, weil ich nie zuvor einen Job hatte. Jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt, und ich muss sagen, dass es wirklich schwer ist, jeden Morgen früh auf zu stehen und zur Arbeit zu gehen. Aber es lehrt mich das Leben und was es heißt, ein verantwortlicher Mensch zu sein.

Meine ersten Tage bei der Arbeit im Krankenhaus waren nicht einfach und sehr aufregend. Ich musste zuerst einmal meinen Platz auf der Station finden und einige Dinge lernen, was mir anfangs schwerfiel. Viele Stunden am Stück zu arbeiten ist nicht leicht, manchmal ist es auch langweilig und ermüdend, so dass ich nach der Arbeit einfach in mein Bett hüpfen möchte und 15 Stunden schlafen könnte. Obwohl mir besonders die Frühschicht noch immer schwerfällt (ich muss um 5 Uhr morgens aufstehen), gewöhne ich mich an den Arbeitsalltag.

Meine Gastfamilie mag ich sehr gerne! Alle sind so nett und kümmern sich immer um mich. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und meine Gasteltern behandeln mich wie ihr eigenes Kind. Ich bin sehr froh, mit meiner Familie zusammen zu leben. Meine Gastmutter ist super cool und bemüht sich immer, schöne Dinge mit mir zu unternehmen, zum Beispiel sind wir nach Köln und nach Jena gefahren. Sie hat mir auch beigebracht zu schwimmen, was wirklich nicht einfach war. Leider haben wir oft keine Zeit, zusammen Ausflüge zu machen, weil ich arbeiten muss. Aber wir geben unser Bestes, viel Zeit miteinander zu verbringen.

Ich genieße auch die Treffen mit den anderen Freiwilligen und Ruth (sie ist verantwortlich für uns Freiwillige). Wir reden viel darüber, was wir erlebt haben und welche Herausforderungen uns an den Arbeitsplätzen oder in den Familien begegnen. Dann versuchen wir gemeinsam Lösungen zu finden, was ich sehr gut und hilfreich finde.

Inzwischen hatte ich auch mein erstes Seminar mit vielen anderen Freiwilligen in Deutschland, aber ich war die einzige internationale Freiwillige dort. Das Seminar war in Ordnung, abgesehen von der Sprachbarriere. Die Freiwilligen bemühten sich, für mich zu übersetzen, aber manchmal vergaßen sie, dass ich Unterstützung brauche. Wir haben viel über unsere Arbeitsplätze geredet und darüber, wie wir aufkommende Schwierigkeiten bewältigen können.

Ich freue mich schon auf das nächste Seminar, bei dem ich Leute treffen kann, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich. Ich bin mir sicher, dass wir wieder über die Arbeit und über unvorhergesehene Herausforderungen reden werden.

Ich kann mich über das Leben hier nicht beschweren, obwohl ich manchmal traurig bin, weil ich meine Familie und Freunde zu Hause vermisse. Es ist nicht leicht, hier Freunde zu finden. Ansonsten versuche ich, offen zu sein für neue Erfahrungen und das Beste aus meiner Zeit in Deutschland mit zu nehmen. Ich gebe mir Mühe, alles, was ich erlebe, wert zu schätzen und daraus die beste Erfahrung zu machen, die ich nur haben kann!

Priscilla Daka

Das “glaubliche” Deutschland

Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Ich erinnere mich an meine ersten Wochen in Deutschland: wie alles unfassbar schwer zu glauben war. Darum hatte mein erster Bericht den Titel “Das unglaubliche Deutschland”. Nachdem ich jetzt einige Monate hier verbracht habe, fange ich an, zu glauben. Deswegen diesmal der Titel “Das glaubliche Deutschland”.

In Deutschland bin ich vielen neuen Dingen begegnet: Verkehrsmitteln, Essen, verschiedenen Leuten, dem Wetter und der Kultur selbst.

Bezüglich der Verkehrsmittel: Um zur Arbeit oder Heim zu kommen, muss ich mit verschiedenen Buslinien und dem Zug fahren. Als ich an einem Arbeitstag früher Feierabend gemacht habe, hätte ich eine andere Verbindung nehmen müssen. Als ich in Talbahnhof einen falschen Zug nahm, fuhr ich in die entgegengesetzte Richtung und wunderte mich, dass ich nicht in Düren ankam. Also stieg ich aus und fragte, in welcher Richtung Düren lag. Obwohl ich mich überhaupt nicht auskannte, tat ich so, als wäre das nicht der Fall. Ich wartete einfach auf den Zug, der in die andere Richtung fuhr, und glücklicherweise war es der, der nach Langerwehe, Richtung Düren ging. So schaffte ich es dann nach Hause.

Das System der Verkehrsmittel unterscheidet sich von dem in Sambia. Alles ist pünktlich und da der Zug in Sambia nur sporadisch fährt, habe ich diesen noch nie genutzt.

Das deutsche Umfeld ist sehr freundlich, wenn man sich an alle Regeln hält – aber es gibt viele davon.

Die Leute scheinen etwas unfreundlich, weil sie immer mit ihrer Arbeit beschäftigt sind.  Wenn man aber nach Hilfe fragt, sind alle bereit, einem zu helfen. Die einzige Schwierigkeit ist, wenn man kein Deutsch spricht. Denn es gibt einige, die kein Englisch können. Zum Beispiel an meinem Arbeitsplatz: Die meisten sprechen kein Englisch und können mir vieles von dem, was sie gerne erklären möchten, nicht erklären. In einer Woche war mein Ansprechpartner nicht da und ich war allein mit einer Kollegin, die kein Englisch sprechen konnte. Da wir aber miteinander arbeiten mussten, erklärte sie mir alles auf Deutsch und ich musste gezwungenermaßen alles verstehen: und es funktionierte Und das war cool!

Was das Essen angeht… mmmmmh … bin ich immer mit dabei. Ich hoffe sogar, dass ich an einem Ess-Wettbewerb teilnehmen kann, weil das Essen so gut ist! Auf Tonga würde ich sagen “tujaya kunoona” (sweet food that kills). Manche deutschen Gerichte sind saisonal, das heißt, sie werden nur zu einer bestimmten Jahreszeit gegessen: im Winter isst man zum Beispiel spezielles Brot (Printen und Spekulatius).

Das Fleisch schmeckt anders als das in Sambia, ich kann allerdings nicht genau sagen, warum. Beim Fisch finde ich es schwierig zu sagen, welche Art Fisch es ist, weil alle gleich schmecken, wenn auch gut. Es gibt viele verschiedene Arten von Brot: schwarz, braun und weiß und in verschiedenen Formen. Am Anfang war es etwas schwierig für mich, weil ich nicht daran gewöhnt war, so viel Brot zu essen, aber inzwischen mag ich es, am liebsten mit Sprite ohne Zucker (Blubberwasser).

In Deutschland gibt es jede Menge Gerichte. Ich mochte zum Beispiel Mangold-Spaghetti, Schnitzel mit Pommes, Kartoffelgratin, und ein Gericht, das mit Bier gekocht wird: Gulasch. Stell dir vor, es zu essen und dabei betrunken zu werden. (Anmerkung der Redaktion: Keine Sorge, der Alkohol verdampft beim Kochen.) Ich habe auch Döner Kebap probiert. Es ist sehr gut! Ich bin mir nicht sicher, ob es deutsches Essen ist, aber ich werde versuchen, es auch in Sambia zu bekommen.

Hausarbeit in deutschen Familien ist nicht viel anders als in sambischen Familien. Die Familienmitglieder kommen zusammen, um gemeinsam zu arbeiten, was schön ist. Der Unterschied ist, dass in Sambia Dinge täglich erledigt werden, während sie in Deutschland nur an bestimmten Tagen getan werden.

Im Kindergarten zu arbeiten ist für mich eine großartige Möglichkeit, um die Sprache zu lernen, da ich von meinen Kolleginnen und den Kindern ohne Angst lernen kann. Der Kindergarten ist nicht sehr groß. Wir haben drei Gruppen mit den Namen Mond, Stern und Sonne, mit jeweils 20-22 Kindern. In meiner Gruppe sind es 21. Die Kinder sind nett und lustig. Sie haben mir den Namen “Schokolade“ gegeben, was ich cool finde. Ich nenne sie dafür “Milch” und “Weißbrot”. Wir haben mehrere Aktivitäten mit anderen Kindergärten, z.B. Tanzen, Lesen, Sport und Bauen mit Bauklötzchen. Im Kindergarten ist immer etwas los. Es wird nie langweilig und es macht mir nichts aus, der einzige junge Mann zu sein. Das Gute ist, dass meine Kolleginnen mich immer unterstützen. Wie bei dem Vorfall, als ein Kind seinen Eltern erzählte, dass ich es geschlagen hätte, was ich natürlich nicht habe. Der Grund war, dass der Junge nicht in den Kindergarten kommen wollte, und deswegen log. Der Vater war sehr wütend und aufgebracht. Ich musste zum Glück nicht mit ihm sprechen, die für mich Verantwortliche tat das. Alle sagten ihm, dass ich so etwas nie tun würde. Ich bin nicht in der Gruppe des Jungen und hatte einige Wochen schon nichts mehr mit ihm zu tun gehabt. Das wurde dem Vater erklärt und er verstand es. Damit war das Thema dann glücklicherweise geklärt. Ich war glücklich, dass meine Kolleginnen mich so verteidigt hatten, manche von ihnen mussten deswegen sogar weinen. Es war keine gute Situation, ich hatte viele negative Gedanken danach, habe es aber geschafft, diese los zu werden und weiter zu machen. Der Kindergarten ist ein guter Ort für mich: Ich habe viel Spaß mit den Kindern, ich mache ein Kunstprojekt mit ihnen und unterrichte Englisch.

Leben in Deutschland ist mal besser, mal schlechter, weil ich mich an die Umgebung gewöhnen muss, an die Kultur und an die Sprache, damit ich gut mit den Leuten kooperieren und kommunizieren kann. Abgesehen davon ist Deutschland ein gutes Land, die Menschen sind freundlich, ich mag die Umgebung (Häuser und Bäume) und das Wetter ist ok, auch wenn es etwas kalt für mich ist. Es schaut schön aus, wie die Blätter die Farbe wechseln. Eine meiner größten Hoffnungen ist, dass ich Schnee sehen werde, weil mich jeder zu Hause danach fragt.

Grüße nach Sambia, wir sind bald wieder zurück. Wir genießen es, wenn auch nicht gänzlich, aber je mehr Zeit vergeht, desto mehr Spaß haben wir.

Bye bye

Eugine Himunza

Unglaubliches Deutschland

Bei der Ankunft am Flughafen hatte ich nicht mit so einer großen Anzahl von Leuten gerechnet, die auf uns vier Freiwillige – Priscilla, Ben, Silja und mich – wartete. Aber es waren wirklich viele und sie freuten sich, uns zu sehen. Es war lustig und schön, auch weil sie uns mit einem riesigen Kuchen in Empfang nahmen. Das war sehr nett, obwohl ich schon so viel Kuchen gegessen hatte. Aber es war wirklich sehr nett

Am nächsten Tag fuhren wir nach Düren, um dort unsere Bustickets abzuholen. Dann gingen wir über den Dürener Markt, der sehr farbenfroh wirkte mit all den Blumen, dem Gemüse und dem Obst. Danach gingen wir weiter zur Anna-Kirmes. Zwar gab es dort viele Angebote und Fahrgeschäfte und ich hätte sie alle gerne ausprobiert. Aber leider hatte ich sehr viel gegessen, (was auch nett war), aber deshalb musste ich auf einem langsamen, aber sehr großen Gerät, das Riesenrad genannt wird, fahren. Von dort oben hatte man einen Blick auf ganz Düren.

Am darauffolgenden Montag begann unser Deutschunterricht, wobei die Sprache nicht ganz neu für mich ist, weil ich schon in Sambia damit begonnen habe, sie zu lernen.

Ich habe hier auch schon Beachvolleyball gespielt. Das war super, auch wenn die Kommunikation eine Herausforderung darstellte. Aber Hauptsache war, dass ich spielen konnte.

Das deutsche Essen ist auch sehr lecker. Aber das Wasser ist sehr anders als in Sambia: es ist so, als ob man Sprite ohne Zucker trinken würde.

Guten Tag und danke!

Eugine Himunza

Erster Bericht von Priscilla

Als ich hier ankam, habe ich es nicht für möglich gehalten, dass ich es hier mögen könnte. Aber ich musste mich wohl einfach nur an die neue Situation und Umgebung gewöhnen. Nun mag ich es hier wirklich und bin froh angekommen zu sein. Ich dachte, dass es sehr schwer würde, so weit weg von zu Hause zu sein, aber ist es doch nicht so schwer, wie ich gedacht hatte. Vielleicht wird es an einem bestimmten Punkt noch so kommen, aber für den Moment bin ich sehr, sehr froh, hier zu sein.

An den ersten beiden Tagen war ich bei Irmela und es hat mir bei ihr sehr gefallen. Am Samstag sind wir zur Anna-Kirmes gegangen, wo ich viel Spaß hatte, vor allem auf der Fahrt mit dem Riesenrad. Ich habe auch Pommes mit Wurst gegessen und Cola getrunken und ich muss sagen, dass ich das Essen hier auch mag.

Am Sonntag waren wir in der Marienkirche. Die Messe hier ist schon etwas anders als bei uns in Sambia. Aber bin froh, hingegangen zu sein. Hier hatte ich nämlich auch die Gelegenheit, meine künftige Gastfamilie zu treffen. Wir haben ein bisschen miteinander sprechen können und es war schön, sie einmal gesehen zu haben. Danach habe ich Edith und ihren Hund Elsa kennengelernt. Elsa ist echt groß, aber lieb. Seit Sonntag bis Ende August wohne ich nun auch bei Edith und Elsa.

Am Montag begann unser Deutschkurs mit Saskia. Deutsch zu lernen ist nicht ganz einfach, aber ich will mich sehr anstrengen, damit ich mich besser unterhalten kann.

Dann am Dienstagnachmittag traf ich Isy und Falonne, die beiden Tutorinnen für die Kultureinführung. Beide waren sehr nett zu mir und ich mag sie auch sehr. Sie helfen uns auch beim Deutschlernen.

Am nächsten Tag brachte Irmela Eugine und mich nach Aachen, wo auch Isy und Falonne zu uns stießen. In Aachen nahmen wir an einem Treffen mit anderen Freiwilligen aus Südamerika teil. Durch das Zusammensein und durch das, was ich über sie lernte, bekam ich den Eindruck, dass die Welt wirklich klein ist. Nach diesem Treffen haben wir schließlich auch Evans getroffen, einen ehemaligen Freiwilligen. Er zeigte uns Aachen, wir aßen und tranken etwas zusammen und hatten dann noch eine Menge Spaß bei verschiedenen Spielen.

Am Donnerstag gingen wir Beachvolleyball spielen. Obwohl ich noch nie Beachvolleyball gespielt habe, hat es Spaß gemacht und ich konnte beobachten, wie die Leute dabei hinfielen und über und über mit Sand waren.

Der Freitag war aufregend, weil wir mit Falonne und Isy nach Düren wollten. Mir hat es in der Stadt so gut gefallen, weil es so viel zu sehen gab, wir uns in den Geschäften umgeschaut haben und auch dort Essen waren. Falonne zeigte Eugine und mir auch, wie man mit dem Bus fährt und wo wir aussteigen müssen.

Am Samstag habe ich Edith geholfen, das Haus zu putzen. Für mich war das nicht viel Arbeit, weil ich meiner Mutter zuhause so gut wie jeden Tag dabei geholfen habe. Dann gingen wir mit Falonne und ihrer Familie zum Basketball spielen. Das hat mir sehr gut gefallen, weil wir alle dieselbe Hautfarbe hatten und das Beisammensein mit Falonnes Familie gab mir das Gefühl, zuhause zu sein.

Sonntags dann ging ich mit Isy und Falonne in einen afrikanischen Gottesdienst und ah! das hat mir so gut gefallen: Leute wie mich mit ihrer Musik und ihren Tänzen zu sehen. Nach Messe und Mittagessen fuhren wir dann zum Tagebau Hambach und kletterten auf den Indemann, einen hohen Turm in der Nähe.

Bisher gefällt mir Deutschland sehr. Es gibt leckeres Essen, besonders das Eis, die Schokolade, Fritten und einige Brotsorten. Aber sie mögen hier Zucker nicht so wie wir Afrikaner. Der Sonnenuntergang ist anders als der Sambische und es ist erstaunlich, dass es abends um 7h noch hell ist.

Ich muss sagen, Deutschland ist ein schönes Land. Ich es mag.

Priscilla Daka

Ich heiße Priscilla Daka, bin 18 Jahre alt, geboren am 8. September 2000. Ich lebe im südlichen Teil von Sambia, in Namalundu Kafue Gorge.

2007 bin ich in die Namalundu Grundschule gekommen, 2015 habe ich an der St. Joseph´s Secondary School meine mittlere Reife bestanden und 2018 an derselben Schule mein Abitur. Ich habe insgesamt 8 Punkte erreicht bei dieser letzten Prüfung. An der St. Joseph´s Schule habe ich auch unterschiedliche Auszeichnungen und Bescheinigungen erhalten als eine der besten und intelligentesten Schülerinnen.

Ich lebe mit meinen beiden Eltern zusammen in Kafue Gorge. Mein Vater arbeitet als Polizist beim Militär und meine Mutter kümmert sich um unsere gesamte Familie. Ich habe noch vier Geschwister, drei Brüder und eine Schwester, zusammen sind wir also fünf Kinder.

Mein älterer Bruder Samuel ist 20 Jahre alt, meine Schwester Joyce ist 16, mein jüngerer Bruder Joseph ist 14 und mein kleiner Bruder Daniel ist 3 Jahre alt.

Zur Zeit habe ich keine Beschäftigung. In meiner Freizeit zeichne ich gerne und mag Kunst, schaue Fernsehen, lese Romane und schlafe. Dann höre ich auch gerne Musik und mag es mit Leuten zu reden, also ich mich an Gesprächen zu beteiligen.

Mein Leben ist ein offenes Buch und ich rede gerne über mich selbst, wenn ich gefragt werde. Ich habe gerne Freunde um mich herum und spreche gerne mit Leuten, um sie besser kennenzulernen und ich lerne gerne neue Dinge hinzu.

Nach meinem Freiwilligen-Jahr in Deutschland möchte ich gerne Ingenieurwissenschaft studieren: Biomedizin, um genauer zu sein.

Priscilla

Viele Grüße
Priscilla Daka

Eugine Himunza

Ich wurde am 9. Juli 2000 geboren und bin 18 Jahre alt. Ich wurde in eine Familie mit 2 Kindern geboren: meiner älteren Schwester und mir. Aber jetzt bin ich allein übriggeblieben, weil meine Schwester gestorben ist. Jahre später ist auch meine Mutter an einem Asthma Anfall gestorben. Zu meinem Vater habe ich keine Informationen. Ich lebe zusammen mit einigen Vettern bei meiner Großmutter. Das Leben ist für mich in Ordnung, bis auf die Tatsache ohne Eltern aufzuwachsen. Denn meine Tanten und Onkel kümmern sich um alle meine Bedürfnisse.*

Seit 2007 bin ich zur Schule gegangen und habe mein Abitur im Jahr 2018 gemacht.

Ich bin jemand, der sich gerne mit unterschiedlichen Menschen umgibt, weshalb ich auch sehr gesellig bin. In meiner Freizeit gehe ich gerne mit meinen Freunden spazieren, um neue Orte zu entdecken. Außerdem mag ich gerne Videospiele und Basketball.

In Deutschland möchte ich gerne ganz viele Dinge kennenlernen. Während meines freiwilligen Jahres würde ich gerne in einem Kindergarten arbeiten, weil ich Kinder sehr gern mag, oder in einem Krankenhaus, weil ich Clinical Officer ** oder Krankenpfleger werden möchte.

Der Grund, weshalb ich nach Deutschland kommen möchte, ist, dass ich mehr über die Menschen in Deutschland verstehen möchte und wie andere Menschen an unterschiedlichen Orten leben. Auch möchte ich meine sambische Kultur und ihre guten Seiten teilen.

Anmerkungen der Redaktion:
*In der sambischen Gesellschaft gehört es zu den verwandtschaftlichen Verpflichtungen, insbesondere Waisen von Familienmitgliedern in die eigene Familie aufzunehmen. Dies kommt in Sambia häufig vor und ist daher auch nicht ungewöhnlich. Die aufgenommenen Kinder haben dann die gleichen Rechte und Pflichten wie die eigenen Kinder.

**Clinical Officer in Sambia ist ein Beruf ähnlich MTA in Deutschland

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